Wann fängt sexuelle Belästigung an?

Sexuelle Belästigung fängt nicht erst dann an, wenn sie für die Öffentlichkeit erkennbar wird. Sie kann scheinbar harmlos beginnen, aber schnell eskalieren. Belästigung bewegt sich entlang eines Spektrums.

So erzeugen Belästiger:innen eine Dynamik, in der zunehmend mehr Überschreitungen möglich sind. Kommen sie mit einer mehrdeutigen Bemerkung ohne Konsequenzen davon, fühlen sie sich berechtigt, den nächsten Schritt zu wagen. Opfer-Täter-Umkehr mit eingerechnet – es gehört zur Strategie der Täter:innen, so zu tun, als hätten Betroffene bei all dem auch noch mitgespielt.

Das "Red Flag"-System

Um Belästigungen frühzeitig zu erkennen, muss man verstehen, dass all diese Schritte nicht „zufällig“ passieren, sondern einer Logik folgen.

Die Autorinnen des Ratgebers, der im ÖGB-Verlag erschienen ist, haben das „Red Flag“-System entwickelt. „Rote Fahnen“ für bestimmte Verhaltensmuster, die immer wieder vorkommen. 

Ein eigenes Warnsystem entwickeln

Gibt es in einem Unternehmen starke Machtdynamiken? Herrscht eine unhinterfragte sexistische Kultur? Gibt es Personen, die im Unternehmen quasi auf ein Podest gestellt werden, sodass es schwierig wird, ihr Verhalten in Frage zu stellen, weil alle unhinterfragt die bzw. den Betreffende:n verteidigen? Oder wird eine der „klassischen“ Techniken angewandt?

Es beginnt mit Komplimenten, dann beginnen die Täter:innen heiß-kalt zu spielen, gehen dazu über, der Person eine Sonderstellung einzuräumen und sie zu isolieren. Auch die eigenen Reaktionen werden beim System der „Roten Fahnen“ berücksichtigt. Sagt einem das Bauchgefühl, dass das Verhalten einer Person nicht ok war? Dann ist das ein klares Warnsignal. Anhand der praktischen Übungen im Ratgeber lernt man, Rote Fahnen, sprich Warnsignale, zu erkennen, die auf sexuelle Belästigung hinweisen. 

Der Ratgeber gibt Betroffenen und Beobachter:innen Instrumente in die Hand, um Machtmissbrauch rechtzeitig zu erkennen und dagegen entschlossen aufzutreten. Wenn Betroffene erkennen, dass diese Muster System haben und ihre Situation kein Einzelfall ist, wird es einfacher, darüber zu sprechen und sich Hilfe zu holen.

Deshalb: Lies den Ratgeber und stell ihn auch den Beschäftigten im Betrieb zur Verfügung.