Arbeitssicherheit und Gesundheit betreffen uns alle. Sie sind nicht nur für das Wohlbefinden der Mitarbeiter:innen förderlich, sondern auch für die betriebliche Produktivität. Denn schließlich lässt es sich gesund und zufrieden am effektivsten arbeiten.
Damit die Arbeitsplätze in der Europäischen Union besser werden, wurde im Jahr 1994 die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz (EU-OSHA) gegründet. Diese forscht, entwickelt und verbreitet Sicherheits- und Gesundheitsinformationen und organisiert europaweite Aufklärungskampagnen.
Alle fünf Jahre führt EU-OSHA die europäische Unternehmensbefragung zu neuen aufkommenden Risiken (ESENER) durch. Im vergangenen Jahr war es wieder so weit. Über 41.000 Betriebe in 30 Ländern wurden befragt, darunter alle 27 EU-Mitgliedstaaten sowie Island, Norwegen und die Schweiz. Nun liegen die ersten Ergebnisse vor und zeigen: Wie schon bei der letzten Erhebung im Jahr 2019 stehen die größten Risikofaktoren für die Befragten in Zusammenhang mit Muskel- und Skeletterkrankungen. Von 64 Prozent der Arbeitsplätze wurde gemeldet, dass langes Sitzen problematisch ist, 63 Prozent gaben repetitive Hand- und Armbewegungen an. Weitere 52 Prozent sehen im Heben und Befördern von Personen oder Schwerlasten ein wesentliches Risiko.
Ein wichtiges Thema sind außerdem psychosoziale Risiken – insbesondere in den Dienstleistungsbranchen. Schwierigkeiten im Umgang mit herausfordernden Kund:innen, Patient:innen oder Schüler:innen stellen dabei eine besondere Herausforderung dar. Die Umfrage zeigt aber auch, dass noch immer ein Viertel der Betriebe psychosoziale Risiken gar nicht anerkennt.
Die zunehmende Digitalisierung ist ein zusätzlicher Schwerpunkt der ESENER-Erhebung 2024. Demnach beziehen 43 Prozent der Arbeitsplätze digitale Technologien in ihre Risikobewertungen mit ein. Die Risiken in diesem Zusammenhang umfassen neben den physischen Gefahren auch eine gesteigerte Arbeitsintensität (34 Prozent), Informationsüberlastung (32 Prozent) und das Verschwimmen der Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben (27 Prozent). Eine positive Entwicklung ist in diesem Zusammenhang bei der Miteinbeziehung der Beschäftigten zu vermelden: 35 Prozent der Unternehmen haben ihre Belegschaft bei der Einführung digitaler Technologien konsultiert (im Jahr 2019 waren es nur 24 Prozent).
Die Erhebung zeigt auf, was optimiert werden sollte, damit Arbeitsplätze sicherer und gesünder werden. Nun liegt es an den Unternehmen, die Ergebnisse auch ernst zu nehmen und umzusetzen.