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Arbeit

Arbeits­platz: Das muss ge­sünder werden

Langes Sitzen, immer die gleichen Hand­bewegungen oder Pro­bleme mit Kund­:innen – Arbeit kann un­gesund werden, physisch und psychisch. Eine neue Er­hebung zeigt, wo die größten Risiken liegen.

Siniša Puktalović
22.04.2025


Arbeits­sicherheit und Gesund­heit betreffen uns alle. Sie sind nicht nur für das Wohl­befinden der Mit­arbeiter­:innen förderlich, sondern auch für die betrieb­liche Produktivität. Denn schließlich lässt es sich gesund und zufrieden am effektivsten arbeiten.

Damit die Arbeits­plätze in der Europäischen Union besser werden, wurde im Jahr 1994 die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheit am Arbeits­platz (EU-OSHA) gegründet. Diese forscht, entwickelt und verbreitet Sicherheits- und Gesundheits­informationen und organisiert europaweite Aufklärungs­kampagnen.

Unternehmensbefragung zu neuen Gesund­heits­risiken

Alle fünf Jahre führt EU-OSHA die europäische Unternehmens­­befragung zu neuen aufkommenden Risiken (ESENER) durch. Im vergangenen Jahr war es wieder so weit. Über 41.000 Betriebe in 30 Ländern wurden befragt, darunter alle 27 EU-Mitglied­staaten sowie Island, Norwegen und die Schweiz. Nun liegen die ersten Ergebnisse vor und zeigen: Wie schon bei der letzten Erhebung im Jahr 2019 stehen die größten Risiko­faktoren für die Befragten in Zusammenhang mit Muskel- und Skelett­erkrankungen. Von 64 Prozent der Arbeits­plätze wurde gemeldet, dass langes Sitzen problematisch ist, 63 Prozent gaben repetitive Hand- und Arm­bewegungen an. Weitere 52 Prozent sehen im Heben und Befördern von Personen oder Schwer­lasten ein wesentliches Risiko.

Ein wichtiges Thema sind außerdem psycho­soziale Risiken – insbesondere in den Dienst­leistungs­branchen. Schwierigkeiten im Umgang mit heraus­fordernden Kund:innen, Patient:innen oder Schüler:innen stellen dabei eine besondere Heraus­­forderung dar. Die Umfrage zeigt aber auch, dass noch immer ein Viertel der Betriebe psycho­soziale Risiken gar nicht anerkennt. 

Risiken der zunehmenden Digitalisierung

Die zunehmende Digitalisierung ist ein zusätzlicher Schwer­punkt der ESENER-Erhebung 2024. Demnach beziehen 43 Prozent der Arbeits­plätze digitale Technologien in ihre Risiko­bewertungen mit ein. Die Risiken in diesem Zusammen­hang umfassen neben den physischen Gefahren auch eine gesteigerte Arbeits­intensität (34 Prozent), Informations­überlastung (32 Prozent) und das Verschwimmen der Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben (27 Prozent). Eine positive Entwicklung ist in diesem Zusammen­hang bei der Mitein­beziehung der Beschäftigten zu vermelden: 35 Prozent der Unternehmen haben ihre Belegschaft bei der Einführung digitaler Technologien konsultiert (im Jahr 2019 waren es nur 24 Prozent).

Die Erhebung zeigt auf, was optimiert werden sollte, damit Arbeits­plätze sicherer und gesünder werden. Nun liegt es an den Unternehmen, die Ergebnisse auch ernst zu nehmen und umzusetzen.


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Studie

Nähere Infos zur Studie findest du hier.


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