Drei Fragen an Julia Nedjelik-Lischka, AK Wien © AKtuell; Markus Zahradnik


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Drei Fragen zum Risiko „Langes Sitzen“

Warum ist langes Sitzen so schädlich? Wie kann man entgegenwirken? Worauf kann der Betriebsrat achten? AK Expertin Julia Nedjelik-Lischka im Gespräch.

Redaktion  AKtuell
24.04.2025

Warum ist langes Sitzen so schädlich?

Unser Körper ist darauf ausgelegt, sich zu bewegen. Bewegung ist gut für unsere Muskeln und die Wirbelsäule. Bewegung ist aber auch erforderlich, um den Kreislauf in Schwung zu bringen und den Körper mit Sauerstoff zu versorgen. Wer in der Arbeit zu lange sitzt, gefährdet auf lange Sicht seine Gesundheit. 

Die Liste der mit zu langem Sitzen verbundenen Probleme umfasst etwa Beschwerden im unteren Rücken sowie im Nacken- und Schulter­bereich. Auch Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen können auf zu langes Sitzen zurückgeführt werden. Es gibt weiters Hinweise darauf, dass zu wenig Bewegung bei der Arbeit das Risiko für bestimmte Krebsarten, einschließlich Brust- und Darmkrebs, erhöhen kann. Auch vorzeitige Todesfälle werden von Arbeits­mediziner:innen mit zu langem Sitzen in Verbindung gebracht.



Wie kann man entgegenwirken?

Wechselnde Körper­haltungen verhindern die Verkürzung der Oberschenkel­muskeln, erleichtern den Rückfluss des Blutes zum Herzen und regen die Durchblutung an. Sie halten die Bandscheiben in einem besseren Zustand und können Venen­schwächen und Krampfadern verringern. Deswegen ist es wichtig, dass man während der Arbeit zwischen­durch aufsteht und sie teilweise im Stehen erledigt. Auch regelmäßige kurze Pausen, um den Kreislauf zu aktivieren und den Muskel-Skelett­apparat zu entlasten, wirken sich positiv aus. Letztlich sollte auch auf die Ergonomie des Arbeits­platzes geachtet werden. Denn wie man sitzt, ist auch wichtig. 



Worauf kann der Betriebsrat achten? 

Betriebsrats­mitglieder sollten mit ihren Kolleg:innen sprechen, um heraus­zufinden, was in ihrem Unternehmen verbessert werden muss. Wichtig ist es, sicherzustellen, dass die Arbeitsplätze ergonomisch gestaltet sind – mit höhen­verstellbaren Tischen und Stühlen. Regelmäßige kurze Bewegungs­pausen sollten ebenso gefördert werden wie aktive Arbeits­methoden wie etwa das Arbeiten im Stehen oder die Nutzung von Steh.Sitz-Arbeitsplätzen. 

Außerdem kann der Betriebsrat auf die Gestaltung der Arbeits­abläufe Einfluss nehmen – und zwar so, dass sich die Mitarbeiter:innen regelmäßig bewegen müssen, beispielsweise durch den Einsatz von Druckern und anderen Geräten, die nicht direkt am Arbeitsplatz stehen. Auch Schulungen sind wichtig, um die Bedeutung des Themas klarzumachen.

Zur Person

Julia Nedjelik-Lischka ist Expertin für alterns­gerechtes Arbeiten, berät als Sicherheits­fachkraft in der Abteilung Sicherheit, Gesundheit und Arbeit der Arbeiterkammer Wien Beschäftigte und bildet Sicherheits­vertrauens­personen aus.



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