Beschäftigte in Österreich kennen das: Die Belastung in der Arbeitswelt nimmt weiter zu. Das belegen auch die nüchternen Zahlen: Im Jahr 2023 haben Arbeitnehmer:innen 180 Millionen Mehr- und Überstunden geleistet, 46,6 Millionen davon unbezahlt. Die Folgen: Den Mitarbeiter:innen entgingen 1,3 Milliarden Euro – während schwarze Schafe unter den Unternehmen heute auch von der Verwässerung des Lohn- und Sozialdumping-Gesetzes profitieren.
Mit 40,7 Stunden hat Österreich EU-weit eine der längsten Arbeitszeiten bei Vollzeit (der EU-Schnitt liegt bei 39,6 Stunden) – wobei sich nur sechs von zehn Personen vorstellen können, in ihrem aktuellen Job in Pension zu gehen. Und während die Zahl der Lehrlinge weiter sinkt, fehlt – wie auch der Rechnungshof bemängelt – eine Gesamtstrategie gegen den Fachkräftemangel. Zusätzlich bedeutet die in den kommenden fünf bis zehn Jahren anstehende Pensionierungswelle von 300.000 Beschäftigten in systemrelevanten Berufen massiven Handlungsbedarf.
Die Klimapolitik ist eine weitere Großaufgabe, die nach geballten Kräften verlangt. Doch Österreich hält nicht Schritt. Vom verantwortungslosen Hickhack beim Verbrenner-Aus ganz zu schweigen: Mit dem Verfehlen der EU-Klimaziele werden bis ins Jahr 2030 Strafzahlungen von 4,7 Milliarden Euro riskiert. Aber auch nach verbindlichen Antworten, wie das Arbeitsrecht klimafit gemacht werden soll, sucht man bisher vergeblich. Hitzefrei? Fehlanzeige.
Der zuletzt geschwächte Sozialstaat braucht dringend Unterstützung. Noch immer sind in Österreich 376.000 Kinder und Jugendliche armutsgefährdet. Das Bildungssystem hat mehr verdient als politische Untätigkeit und einen Mangel an ganztägigen Kindergärten und Schulen. Dazu kommen schlechte Arbeitsbedingungen in der Pflege und die Tücken der Zwei-Klassen-Medizin.
Frauenpolitik wird in Österreich nach wie vor kleingeschrieben. Diese Rückschrittlichkeit spiegelt sich auch im Gender-Pay-Gap, der in Österreich (18,4 Prozent) deutlich über dem EU-Schnitt liegt (12,7 Prozent).
Mangelnde Verteilungsgerechtigkeit und die massive Teuerung runden die Baustelle Österreich ab. Die höchste Inflationsrate seit 70 Jahren Anfang 2023, stark gestiegene Wohnkosten, hohe Energiepreise und teure Lebensmittel: Darunter leiden die Vielen. Und dafür brauchen wir Lösungen.
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