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Weitblick

AK Jugendmonitor: Wo die Kids nicht alright sind

Die Teuerung setzt jungen Menschen in Österreich zu, wie der AK Jugend­monitor zeigt. Für positive Nachrichten in Sachen Teilhabe hingegen sorgt der Betriebsrat.

Andreas  Rauschal
12.09.2024
Ilkim Erdost, AK Wien © Lisi Specht
© Lisi Specht
Ilkim Erdost, Bereichsleiterin Bildung, Kommunalpolitik, Konsument:innen, AK Wien

„Die Teuerungskrise frisst sich in die Zukunft junger Menschen“, fasst AK Bereichs­leiterin Ilkim Erdost zusammen, was der AK Jugendmonitor im Detail aufzeigt. Für die vom Forschungs­institut Foresight durchgeführte Studie mit Schwer­punkt Teuerung und Mit­bestimmung wurden 1.200 junge Menschen im Alter von 16 bis 29 Jahren mit Wohn­sitz in Österreich befragt.

Die Ergebnisse sprechen für sich: Mehr als die Hälfte der Teil­nehmer:innen hat im Verlauf des Jahres 2023 finanzielle Rück­lagen aufgebraucht, das Konto überzogen, einen Kredit auf­genommen oder sich im privaten Umfeld Geld geliehen.

Zu ein­schneidenden Auswirkungen kam es aber auch bei den Bildungs­plänen: Ein Fünftel der Befragten konnte Aus- und Weiter­bildungen aufgrund der gestiegenen Kosten nicht beginnen – oder musste sie abbrechen. 


Große Unterschiede

Eine wesentliche Erkenntnis der Studie lautet, dass alle jungen Menschen von der Teuerung betroffen sind, die soziale Schere dabei aber weit aufgeht. So gaben 14 Prozent der finanziell gut abgesicherten 16- bis 29-Jährigen an, Verschlech­terungen zu spüren, während sich dieser Wert bei ihren finanziell schlecht abgesicherten Alters­kolleg:innen auf 46 Prozent erhöht.

Besonders wahr­nehmbar ist die Teuerung bei Artikeln des täglichen Bedarfs. Fast jede:r Zweite hat etwa beim Einkauf von Lebens­mitteln gespart.


© AK Österreich

Stärkung durch den Betriebsrat

Nicht zuletzt aus Betriebsrats­sicht lässt sich aber auch Positives aus dem AK Jugend­monitor ablesen: Mit ihren politischen Mitbestimmungs­möglichkeiten sind die 16- bis 29-Jährigen zwar nicht zufrieden, doch die Demokratiearbeit durch den Betriebsrat wirkt. Während nur 18 Prozent der Lehrlinge ohne Betriebsrat von der Wirk­samkeit politischer Beteiligung überzeugt sind, steigt dieser Wert unter Lehrlingen mit Betriebsrat auf 45 Prozent. 

Und: Gibt es keinen Betriebsrat, können nur 38 Prozent der unselbständig Beschäftigten ohne Matura ihre Meinung einbringen, wenn in Schule, Ausbildung oder Arbeit wichtige Ent­scheidun­gen getroffen werden. Gibt es hingegen einen Betriebsrat, gilt dies für mehr als jede zweite Person.

Die Arbeiter­kammer setzt sich für eine weitere Stärkung der Mit­bestimmung ein – und fordert, dass das gesetzliche Mindestalter bei Betriebsratswahlen in Zukunft entfallen soll.


WEBtipp

Cover AK Jugendmonitor © AK Österreich

AK Jugendmonitor

Untersuchung der Lebenslagen junger Menschen in Österreich mit den Schwerpunkten Teuerung und Mitbestimmung.
Hier kommst du zur Studie. 

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