AKtuell: Das klingt nach hohem Druck. Wie geht es den Mitarbeiter:innen dabei? Appl : Wer bei uns arbeitet, sucht und findet Sinn in dieser Arbeit. Das hat die immer knapper werdenden Geldmittel bisher abgefangen. Aber der Sinn kommt durch die fehlenden Geldmittel immer mehr abhanden und damit auch der Respekt vor der Tätigkeit der:des Einzelnen. Es gibt wenig Nachbesetzungen – und wenn, dann ohne zeitliche Überlappung, sodass viel Wissen verlorengeht. Ein Kollege hat erzählt, dass er vier Monate im Jahr aufgrund von Krankenstand und Urlaub für zwei arbeitet. Wann soll hier noch Forschung passieren, wie im Gesetz vorgesehen.
Falkinger : Die Mitarbeiter:innen sind so motiviert, dass sie den Betrieb trotz Engpässen aufrechterhalten. Aber immer mehr Kolleg:innen sind am Limit, Burn-out und stressbedingte Eigenkündigungen werden zu einem ernstzunehmenden Thema . In einigen Schlüsselbereichen braucht es dringend Entlastung.
AKtuell: Wie wirkt sich die Ausgliederung auf eure Arbeit im Betriebsrat aus? Falkinger : Wir müssen einerseits mit Banken und Versicherungen, andererseits aber auch mit der Verwaltung und dem öffentlichen Dienst konkurrenzfähig sein, um etwa gute Programmierer:innen oder Data Scientists beschäftigen zu können. Das Minimum ist ein akzeptables Grundgehalt, und wir verhandeln gerade über eine Reihe an Maßnahmen zur Attraktivierung von Statistik Austria als Arbeitgeberin. Um Wissen aufzubauen, brauchen wir Leute, die lange bei uns bleiben.
Appl : Bei Beamten ist das Dienstrecht in ein Gesetz gegossen und es ist klar, wer für welche Arbeit was bekommt. Da gibt es auch keine nennenswerte Gehaltsschere zwischen Frauen und Männern. Aufgrund der Ausgliederung haben wir mittlerweile dasselbe Problem wie in der Privatwirtschaft: Die Schere geht auseinander. Verhandlungen über die richtige Einstufung machen einen Großteil unserer Arbeit aus. Unsere Produktivität ist um 30 Prozent gestiegen. Aber das hat uns niemand gezahlt! Wir bilden zum Teil Leute aus, die in der Privatwirtschaft auch händeringend gesucht werden. Die können wir so nicht halten.