Belastung reduzieren
Was tun in dieser schwierigen Situation? „Die Belastungen verringern“, sagt Gerald Mjka. Er tritt für eine generelle Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich ein. Edgar Martin nennt einen Schritt, der für die Mitarbeiter:innen im WIGEV die Arbeitszeit verringern würde: Feiertage sollten künftig die Sollarbeitszeit reduzieren. Dadurch würden die Beschäftigten rund zehn freie Tage im Jahr gewinnen. „Vollzeit in der Pflege, das ist Hardcore“, bestätigt Ella Stadlmair.
Verbesserungen sind unumgänglich. Und sie kosten Geld. Derzeit wird in den Finanzausgleichsverhandlungen darum gerungen, wieviel Geld den Ländern und Gemeinden ab 2024 für die Bereiche Gesundheit und Pflege zur Verfügung steht. „Es wird nicht ausreichen, nur bestehende Maßnahmen aus dem Pflegepaket weiter zu finanzieren“, sagt Martin. Mjka legt nach: „Wir messen die Ergebnisse daran, ob sie spürbare Verbesserungen für die Beschäftigten und die Patient:innen bringen.“
Wenn die Rettung SOS funkt
Im Gesundheitssystem gibt es noch viele weitere „Baustellen“. Kürzlich haben die Rettungs- und Notfallsanitäter:innen auf ihre prekäre Lage aufmerksam gemacht. Der Grund: Die Einsätze sind stark angestiegen, insbesondere in der Nacht, die Belastungen werden laufend mehr. „Wenn die Feuerwehr ausrückt, sind wir mit vor Ort“, sagt Sylvia Gassner, Vorsitzende des Fachbereichs Soziale Dienste in der Gewerkschaft vida und Betriebsratsvorsitzende beim Roten Kreuz Graz Stadt.
Während die Beschäftigten der Feuerwehren unter das Nachtschwerarbeitsgesetz fallen und damit früher in Pension gehen können, gilt das für die hauptberuflichen „Sanis“ nicht. Sie gelten als Hilfsarbeiter:innen, haben keinen Berufsschutz, keinerlei Aufstiegsperspektive. Ihre Forderungen: Eine bessere Ausbildung, die die Durchlässigkeit zu anderen Gesundheitsberufen sichert, die Aufnahme ins Gesundheitsberuferegister und vor allem in das Nachtschwerarbeitsgesetz.
Ob die Politik die Forderungen aufgreift, ist offen. Mit einer Bürgerinitiative, die bislang von mehr als 5.000 Menschen unterzeichnet wurde, haben Gassner und ihre Mitstreiter:innen aber zumindest das Parlament dazu gebracht, sich mit ihren Anliegen zu befassen.