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Kolumne Draufgeschaut

Wer bescherte das Weihnachtsgeld?

Alle Jahre wieder freuen wir uns über das 14. Gehalt. Doch gebracht hat das weder der Weihnachts­mann noch das Christkind, sondern die Gewerk­schaften fordern es ein. Ein Kommentar von Oliver Piller. 
Oliver Piller
02.12.2024

 

Oliver Piller, AK Wien © Christian Heiling, Jakob Fielhauer
© Christian Heiling, Jakob Fielhauer
Oliver Piller, AK Wien

Unlängst fand ich auf Social Media ein Video. Darin wurde in einer Umfrage auf Wiens Einkaufs­straßen bei Passant:innen nachgefragt, wofür sie das Weihnachts­geld ausgeben. Auf die abschließende Frage, warum wir Weihnachts­geld überhaupt bekommen, gab es die kuriosesten Antworten: „Das steht so im Gesetz“, war einer überzeugt. „Die Firma regelt das“, glaubte eine andere Person – und einer vermutete sogar: „Wegen der Kirche bekomme ich das.“ In der vor­weihnachtlichen Zeit von Frieden und Besinn­lichkeit kommen nur wenige darauf, dass es ein gewerk­schaftlicher Kampf war, der uns das Weihnachts­geld gebracht hat.


Gewerkschaften fordern Weihnachtsgeld ein


Um es in aller Deutlichkeit zu schreiben: Wir bekommen Weihnachts­geld in Österreich, weil es die Gewerkschaften bei den Kollektiv­vertrags­verhandlungen einfordern. Im Kollektivvertrag wird geregelt, dass den Beschäftigten Weihnachts- und übrigens auch Urlaubsgeld zusteht. Und ein Blick in unsere Nachbar­länder zeigt: Das ist nicht selbstverständlich. In Deutschland etwa gibt es keinen Anspruch auf ein 13. und 14. Gehalt.


Ursprünglich kommt das Weihnachts­geld tatsächlich aus freiwilligen Auszahlungen der Unternehmen. Diese gab es sowohl als Sachleistungen als auch als Geld­zahlungen. Die Betonung liegt auf „freiwillig“. Keiner der Beschäftigten hatte einen Anspruch darauf, sondern war vom guten Willen seiner Vorgesetzten abhängig. Und flächendeckend waren diese Auszahlungen auch nicht. Erst ab den 1950er-Jahren erfolgte Schritt für Schritt das Fest schreiben von Urlaubs- und Weihnachts­geld in den Kollektiv­verträgen.


Doch wie alles in unserer Gesellschaft ist nichts in Stein gemeißelt, so auch das Weihnachts­geld nicht. Ein Garant dafür sind starke Gewerk­schaften. Gerade als Betriebsrat und Personalvertretung gibt es die Möglichkeit, Kolleg:innen darüber aufzuklären. Denn je stärker das Bewusstsein dafür und die Unterstützung für die Gewerk­schaften, desto geringer ist die Chance, beim Thema Urlaubs- und Weihnachts­geld ein blaues Wunder zu erleben.


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