Unlängst fand ich auf Social Media ein Video. Darin wurde in einer Umfrage auf Wiens Einkaufsstraßen bei Passant:innen nachgefragt, wofür sie das Weihnachtsgeld ausgeben. Auf die abschließende Frage, warum wir Weihnachtsgeld überhaupt bekommen , gab es die kuriosesten Antworten: „Das steht so im Gesetz“, war einer überzeugt. „Die Firma regelt das“, glaubte eine andere Person – und einer vermutete sogar: „Wegen der Kirche bekomme ich das.“ In der vorweihnachtlichen Zeit von Frieden und Besinnlichkeit kommen nur wenige darauf, dass es ein gewerkschaftlicher Kampf war, der uns das Weihnachtsgeld gebracht hat.
Gewerkschaften fordern Weihnachtsgeld ein
Um es in aller Deutlichkeit zu schreiben: Wir bekommen Weihnachtsgeld in Österreich, weil es die Gewerkschaften bei den Kollektivvertragsverhandlungen einfordern. Im Kollektivvertrag wird geregelt, dass den Beschäftigten Weihnachts- und übrigens auch Urlaubsgeld zusteht. Und ein Blick in unsere Nachbarländer zeigt: Das ist nicht selbstverständlich. In Deutschland etwa gibt es keinen Anspruch auf ein 13. und 14. Gehalt.
Ursprünglich kommt das Weihnachtsgeld tatsächlich aus freiwilligen Auszahlungen der Unternehmen. Diese gab es sowohl als Sachleistungen als auch als Geldzahlungen. Die Betonung liegt auf „freiwillig“. Keiner der Beschäftigten hatte einen Anspruch darauf, sondern war vom guten Willen seiner Vorgesetzten abhängig. Und flächendeckend waren diese Auszahlungen auch nicht. Erst ab den 1950er-Jahren erfolgte Schritt für Schritt das Fest schreiben von Urlaubs- und Weihnachtsgeld in den Kollektivverträgen.
Doch wie alles in unserer Gesellschaft ist nichts in Stein gemeißelt, so auch das Weihnachtsgeld nicht. Ein Garant dafür sind starke Gewerkschaften . Gerade als Betriebsrat und Personalvertretung gibt es die Möglichkeit, Kolleg:innen darüber aufzuklären. Denn je stärker das Bewusstsein dafür und die Unterstützung für die Gewerkschaften, desto geringer ist die Chance, beim Thema Urlaubs- und Weihnachtsgeld ein blaues Wunder zu erleben.