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Weitblick

AK Wohl­stands­bericht: Vier Schritte rückwärts

Eine neue Erhebung zeigt: Um Österreichs Wohlstand ist es nicht gut bestellt. Gründe dafür sind die Folgen von Pandemie, Teuerung und Wirt­schafts­abschwung. 

Andreas  Rauschal
12.11.2024

 

„Wir können vor allem im Ver­tei­lungs­­bereich Un­gleich­­hei­ten sehen.


Markus Marterbauer , AK Wien

Markus Marterbauer, AK Wien © Markus Zahradnik
© Markus Zahradnik
Markus Marterbauer, Leiter der Abteilung Wirtschaftswissenschaft und Statistik der AK Wien

Zahlreiche Krisen lasten auf der Ent­wicklung des Wohl­stands in Österreich – mit spürbaren Aus­wirkungen auf die Vielen. Das zeigt nicht nur der Kontostand, das zeigt auch der AK Wohlstands­bericht mit einem Negativ-Hattrick: 2024 ist bereits das dritte Jahr in Folge, in dem sich Österreich nicht aus der Abwärts­spirale befreien kann. Vielen Menschen fehlt zunehmend das Geld, doch es gibt große Unterschiede: „Wir können vor allem im Verteilungs­bereich Ungleich­heiten sehen“, so AK-Chefökonom Markus Marterbauer.


Fünf zentrale Ziele 

Was ist Wohlstand? Was befördert, was verhindert ihn? Die Arbeiter­kammer hat fünf zentrale Ziele einer wohlstands­orientierten Wirtschafts­politik definiert, um Verbesserungen und Ver­schlechterungen aufzeigen zu können: Gerecht verteilter materieller Wohlstand, Voll­beschäf­tigung und gute Arbeit, hohe Lebens­qualität, intakte Umwelt sowie gesamt­staatliche Stabilität.

Die Erhebung für das Jahr 2024 ist ernüchternd: Ein Schritt vorwärts, vier Schritte zurück. Denn Verbesserungen wurden diesmal nur beim Ziel intakte Umwelt erreicht. Verant­wortlich dafür sind positive Ent­wicklungen im Bereich Klimaschutz, etwa durch die Reduktion der Fein­staub­belastung und Ver­besserungen im öffentlichen Verkehr.

Vermögens­konzentration und Gender-Pay-Gap hingegen setzen der Ver­teilungs­gerechtig­keit zu. Multiple Krisen belasten den Arbeitsmarkt. Die Lebens­qualität wird durch steigende Kosten beeinträchtigt – und Ent­wicklungen bei der Produk­tivität sowie mangelnde demo­kratische Teil­habe nagen an der gesamt­staatlichen Stabilität. 


Der Betriebsrat hilft 

Direkt angesprochen wird im Wohlstands­bericht aber auch der Betriebs­rat, dessen Rechte gestärkt und ausgebaut werden müssen. Denn: Mit­bestimmung im Berufsleben führt nach­weislich nicht nur zu besseren Arbeits­bedingungen und höheren Löhnen. Sie hat darüber hinaus auch positive Effekte auf das gesell­schaftliche Miteinander, indem sie die demokratische Teilhabe stärkt. Nicht zuletzt in Zeiten, in denen immer mehr Arbeitnehmer:innen keine österreichische Staats­bürger­schaft besitzen. Für sie sind Betriebsrats- oder AK-Wahl oft die einzige Möglichkeit, ihre Stimme in Österreich abzugeben.


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AK Wohl­stands­bericht 2024

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