Digitale Steuerung bringt zahlreiche Vorteile, insbesondere im Hinblick auf Effizienz und Datenverfügbarkeit. Sie birgt aber auch Risiken für die Freiheit und Privatsphäre der Beschäftigten. Für einen ausgewogenen Einsatz der Technologien müssen Mitbestimmungsrechte gestärkt werden.
Das Verkaufsargument der Anbieter ist klar: „Kauf die Software und du wirst produktiver!“ Dieses Versprechen erfüllt sich jedoch nicht immer. Automatisierung und der Einsatz von Software können schnell überbordend werden und die Persönlichkeitsrechte der Beschäftigten verletzen. Wenn die Überwachung zu umfassend wird, treten rechtliche Probleme auf.
Der kritische Graubereich beginnt dort, wo es nicht mehr darum geht, die Arbeit zu erleichtern und zu strukturieren, sondern wo Überwachung und Kontrolle im Fokus stehen.
Automatisierung verändert die Arbeitsprozesse und die Arbeitskultur. Idealerweise werden vor Einführung einer neuen Software die Auswirkungen diskutiert, Arbeitsprozesse definiert und anschließend ein Rahmen für die Implementierung überlegt – einschließlich Begleitprogrammen wie Schulungen oder Informationskampagnen, um Vertrauen zu schaffen.
Ausgehend von der vorliegenden Studie entwickeln wir im Büro für digitale Agenden der AK Wien Richtlinien und Tools, um die digitale Kontrolle menschlich und fair zu gestalten. Best-Practice-Projekte zeigen, dass es möglich ist, Digitalisierung mit menschlichem Augenmaß zu betreiben.
Transparenz ist der Schlüssel. Es ist wichtig, dass Beschäftigte genau wissen, welche Daten gesammelt werden und wie diese genutzt werden.
Wir empfehlen Betriebsräten, IT-Kompetenz in ihre Teams zu holen. Falls das nicht möglich ist, sollten sie mindestens eine Vertrauensperson in der IT-Abteilung ansprechen können. In jedem Betrieb gibt es IT-affine Personen. Wenn eine:r von ihnen als Ansprechperson für den Betriebsrat zur Verfügung steht, ist das strategisch klug.
Betriebliche Mitbestimmung hilft, die Arbeit für die Beschäftigten fair und respektvoll zu gestalten. So können Betriebsräte sicherstellen, dass die Beschäftigten informiert sind und ihre Privatsphäre geschützt wird, während gleichzeitig die Nutzung digitaler Systeme korrekt und transparent erfolgt.
Fridolin Herkommer ist Leiter des Büros für Digitale Agenden der AK Wien.