Fridolin Herkommer, AK Wien - Digitalisierung und Kontrolle © AKtuell, Lisi Specht


Mitbestimmung

Digitalisierung und Kontrolle:
Drei Fragen – drei Antworten 

Wie verändern digitale Systeme den Arbeitsalltag? Wie viel Mensch braucht die Digitalisierung? Was können Betriebsratsmitglieder tun?

Redaktion  AKtuell
02.09.2025

Wie verändern digitale Systeme den Arbeitsalltag?

Digitale Steuerung bringt zahlreiche Vorteile, insbesondere im Hinblick auf Effizienz und Daten­verfüg­barkeit. Sie birgt aber auch Risiken für die Freiheit und Privat­sphäre der Beschäftigten. Für einen ausgewogenen Einsatz der Technologien müssen Mit­bestimmungs­rechte gestärkt werden.

Das Verkaufs­argument der Anbieter ist klar: „Kauf die Software und du wirst produktiver!“ Dieses Versprechen erfüllt sich jedoch nicht immer. Automatisierung und der Einsatz von Software können schnell überbordend werden und die Persönlich­keits­rechte der Beschäftigten verletzen. Wenn die Überwachung zu umfassend wird, treten rechtliche Probleme auf.

Der kritische Graubereich beginnt dort, wo es nicht mehr darum geht, die Arbeit zu erleichtern und zu strukturieren, sondern wo Überwachung und Kontrolle im Fokus stehen.


Wie viel Mensch braucht die Digitalisierung?

Automatisierung verändert die Arbeits­prozesse und die Arbeits­kultur. Idealerweise werden vor Einführung einer neuen Software die Auswirkungen diskutiert, Arbeits­prozesse definiert und anschließend ein Rahmen für die Implementierung überlegt – einschließlich Begleit­programmen wie Schulungen oder Informations­kampagnen, um Vertrauen zu schaffen.

Ausgehend von der vorliegenden Studie entwickeln wir im Büro für digitale Agenden der AK Wien Richtlinien und Tools, um die digitale Kontrolle menschlich und fair zu gestalten. Best-Practice-Projekte zeigen, dass es möglich ist, Digitalisierung mit menschlichem Augenmaß zu betreiben.


Was können Betriebsratsmitglieder tun? 

Transparenz ist der Schlüssel. Es ist wichtig, dass Beschäftigte genau wissen, welche Daten gesammelt werden und wie diese genutzt werden.

Wir empfehlen Betriebsräten, IT-Kompetenz in ihre Teams zu holen. Falls das nicht möglich ist, sollten sie mindestens eine Vertrauens­person in der IT-Abteilung ansprechen können. In jedem Betrieb gibt es IT-affine Personen. Wenn eine:r von ihnen als Ansprech­person für den Betriebsrat zur Verfügung steht, ist das strategisch klug.

Betriebliche Mitbestimmung hilft, die Arbeit für die Beschäftigten fair und respektvoll zu gestalten. So können Betriebsräte sicherstellen, dass die Beschäftigten informiert sind und ihre Privatsphäre geschützt wird, während gleichzeitig die Nutzung digitaler Systeme korrekt und transparent erfolgt.

Zur Person

Fridolin Herkommer ist Leiter des Büros für Digitale Agenden der AK Wien.

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