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Das Diensthandy als Chef:
Wenn Apps die Arbeit lenken

Algorithmen auf Smartphones übernehmen zunehmend Steuerungs- und Kontroll­­funktionen von Beschäftigten im Außendienst. Doch was bedeutet das für die betroffenen Arbeit­nehmer:innen?

Christine  Newald
02.09.2025

Digitale Steuerungs­systeme versprechen höhere Produktivität und Effizienz. Doch ihr Einsatz bleibt nicht ohne Neben­wirkungen. Auto­matisierung und Überwachung können Persönlichkeits­rechte verletzen und psychischen Stress verursachen. Betriebsräte müssen sicherstellen, dass diese Technologien unterstützend und ohne zusätzliche Belastungen eingesetzt werden. Deshalb ist bei der Einführung von Tools und Technologien Mitbestimmung durch den Betriebsrat wichtig – das bestätigt die von der AK in Auftrag gegebene Studie „Algorithmisches Management via Smartphone“ des Forschungs­instituts Cracked Labs.


Digitalisierung und Kontrolle: Praxisbeispiel Lieferpläne

Bereits das Beispiel der Lieferando-Rider zeigt, wie belastend sich ständig aktualisierende Apps für die Beschäftigten sein können. Die KI stellt laufend neue Lieferpläne zusammen, was Unsicherheit und Stress bei den Bot:innen verursacht. Wer Aufträge ablehnt, wird abgestraft und bekommt keine Anfragen mehr. Das verdeutlicht, wie wichtig es ist, dass Betriebsräte Änderungen durch digitale Systeme überwachen und über deren Imple­mentierung mitentscheiden.

KI-Systeme im Außen­dienst sind bereits in der mobilen Kranken­pflege, in der Gebäude­technik und bei Reinigungs­firmen im Einsatz. Algorithmen überwachen und steuern die Arbeit von Außen­dienstler:innen in Echtzeit. Für die Beschäftigten besteht das Problem nicht nur darin, über das Smartphone überwacht zu werden, sondern sie befürchten auch konkrete negative Auswirkungen wie verlorene Aufträge bis hin zu Kündigungen. Mitbestimmung kann hierbei Transparenz und Vertrauen schaffen.


Auswirkungen digitaler Systeme überprüfen

Um die Einführung digitaler Systeme erfolgreich zu gestalten, sollte die Geschäfts­leitung mögliche Auswirkungen auf die Arbeitsabläufe vor dem Kauf einer Software überprüfen und den Betriebsrat einbeziehen. Betriebsräte sollten Transparenz über Datensammlung und -nutzung gewährleisten und in die Systementwicklung eingebunden werden, um die Interessen der Arbeit­nehmer:innen zu schützen. Mitbestimmung ist keine Option – sie ist notwendig, damit Digitalisierung die Arbeits­prozesse erleichtert, autonome Entscheidungen aber weiterhin möglich bleiben.


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Tipp Symbolbild © AK Wien

Studie

 Die Studie „Algorithmisches Management via Smartphone“ findest du online.

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