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Kolumne Draufgeschaut

Vermögen und Verteilung:
Ich wär so gerne Milliardär

Die Anzahl der Superreichen wächst und wächst. Dabei stellt sich vor allem eine Frage: Können wir uns diese Entwicklung überhaupt leisten?

Oliver Piller
15.09.2025

 

Oliver Piller, AK Wien © Christian Heiling, Jakob Fielhauer
Oliver Piller, AK Wien © Christian Heiling, Jakob Fielhauer

Wenn ich an Milliardäre denke, kommt automatisch ein Gefühl von Abneigung in mir hoch. Niemand kann mir erzählen, dass ein Mensch so hart oder innovativ gearbeitet hat, um derartig viel Geld zu „verdienen“. Noch dazu bewegen sich die allermeisten dieser Personen auf einer Skala von arrogant und unsympathisch bis hin zu offen anti­demokratisch. Dabei reden wir von russischen Oligarchen, Ölprinzen aus dem Nahen Osten, einem Salzburger Dosenmilliardär oder dem Präsidenten der USA. Menschen mit so viel Geld kaufen sich Macht und Einfluss – egal, ob in Diktaturen oder Demokratien.

Meine persönliche Abneigung wurde in meiner Studienzeit auf die Probe gestellt. Damals lernte ich Drew kennen. Drew war ein fortschrittlicher Denker, der sich für Arbeiter:innen­rechte und den Ausbau der Demokratie interessierte. Darüber hinaus war er Milliardär. Genauer gesagt besitzt seine Familie ein milliarden­schweres nord­amerikanisches Textilhandels­unternehmen mit mehreren Hundert Filialen. Im ersten Moment war ich völlig durch den Wind. Man lernt schließlich nicht alle Tage einen Super­reichen kennen.

Nachdem sich eine lockere Freundschaft entwickelt und wir viel über Politik diskutiert hatten, konnte ich ihm sagen: Drew, du bist ein guter Mensch – und ich mag dich. Trotzdem stellst du etwas dar, das ich komplett ablehne. Es sollte auf dieser Welt keine Milliardäre geben. Drew hat das verstanden. 
 

Moralische Frage von Vermögens­­konzentration der Superreichen

Nun, das scheint mir für uns als Gesellschaft eine berechtigte Frage zu sein: Ist es überhaupt legitim, dass immer mehr Einzelpersonen immer noch mehr Vermögen anhäufen? Einerseits ist es eine moralische Frage, ob jemand über so viel soziale Macht in Form von Geld verfügen soll. Darüber hinaus wird die Lebensqualität wohl nicht leiden, wenn diese Person „nur“ noch 999 Millionen besitzen würde – immer noch pervers viel.

Andererseits ist es eine systemische Frage. Mit den freigewordenen Ressourcen in öffentlicher Hand könnten wir nicht nur allen Menschen ein gutes Leben ermöglichen, sondern auch der Klimakrise wirksam begegnen. Meine Antwort kennt ihr.

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