AKtuell: Wie sehr ist agiles Arbeiten im IT-Bereich angekommen?
Simone Hudelist: Es ist stark auf dem Vormarsch. Drei Viertel der Befragten sagen, agiles Arbeiten gibt es im Betrieb. In dem Sinne, dass sie entweder selbst agil arbeiten oder andere Teile des Unternehmens diese Arbeitsweise bereits anwenden. Eingeführt wird die Arbeitsweise meist, weil es dem Unternehmen Nutzen bringt, man schneller reagieren kann. Es geht in erster Linie darum, Kosten und Prozesse zu optimieren und die Zufriedenheit der Kund:innen zu erhöhen, indem diese laufend in den Entwicklungsprozess eingebunden sind.
AKtuell: Was ist den Beschäftigten wichtig?
Eva Angerler: Agiles Arbeiten ist kein Humanisierungsprogramm, das wissen die Beschäftigten. Zugleich steigert das selbstbestimmtere Arbeiten bei vielen die Motivation. Die Beschäftigten wollen, dass das Team tatsächlich die Entscheidungen trifft und nicht plötzlich wieder aus der Hierarchie Weisungen reinschneien. Die Teams tragen eine hohe Verantwortung, die sich nicht immer in der Bezahlung niederschlägt. Kritisch wird es, wenn es zu wenig Personal gibt, die Arbeitszeiten ausufern oder auch die Daten nicht im Team bleiben, sondern damit eine beinharte Überwachung und Leistungskontrolle erfolgt.
AKtuell: Was halten die Betriebsräte vom agilen Arbeiten?
Eva Angerler: Rund 20 Prozent sagen, sie haben sich noch gar keine Meinung gebildet. Mehr als die Hälfte sagt, bei der Umsetzung von agilem Arbeiten nicht eingebunden zu sein. Manche Betriebsräte unterschätzen diese Arbeitsform, sie denken, das sei eine Management-Methode, die vorbeigehen wird. Doch agiles Arbeiten verändert die Arbeitsorganisation und den Arbeitsalltag der Beschäftigten. Es wird bleiben und ist bei jungen Beschäftigten beliebt. Wegschauen ist der falsche Weg.
Simone Hudelist: Agiles Arbeiten heißt Teamarbeit, es führt weg vom Einzelkämpfer, der allein zuhause etwas austüftelt. Das ist für uns Arbeitnehmer:innen-Vertretungen eine Chance, gerade in dieser Branche eine Solidarisierung und einen Zusammenhalt zu erzielen. Denn wie vorteilhaft sich agiles Arbeiten für die Beschäftigten am Ende gestaltet, bleibt eine Machtfrage.