Jahr für Jahr richten wir unseren Blick auf die Arena der Lohn- und Gehaltsverhandlungen in zahlreichen Branchen. Betriebsrät:innen und Gewerkschafter:innen auf der einen Seite ringen mit Vertreter:innen von Österreichs Unternehmen auf der anderen Seite. Das Ergebnis ist ein neuer Kollektivvertrag, der in der Branche unter anderem das Mindesteinkommen, das Urlaubs- und Weihnachtsgeld und die Arbeitszeit regelt.
Vor dem Hintergrund stark gestiegener Preise bei Lebensmitteln, Energie und Wohnen betraten die Gewerkschaften mit klaren Forderungen nach höheren Löhnen die Arena. Ungewöhnlich deutlich sprachen die gewerkschaftlichen Verhandlungsteams auch von „Kampfmaßnahmen“, falls am grünen Tisch kein annehmbares Ergebnis erzielt werde. Hinter den martialischen Tönen verbergen sich demokratische Grundrechte wie Betriebsversammlungen, Demonstrationen und auch der Streik. Töne, die man in Österreich so schon lange nicht mehr gehört hat. In den allermeisten Fällen übersetzte sich der Druck der Beschäftigten in konkrete Abschlüsse bei den Kollektivvertragsverhandlungen – bei der Eisenbahn nach einem erfolgreich durchgeführten 24-stündigen Warnstreik.
Das laute Trommeln, das kämpferische Auftreten für die eigenen Interessen brachte zwei Ergebnisse. Das offensichtliche Resultat sind neue Kollektivverträge, die den Arbeiter:innen und Angestellten ein gewichtiges Plus bei ihren Einkommen bringen. Weniger offensichtlich, dafür langfristig bedeutend ist das gestärkte Bewusstsein der Beschäftigten. Die Erfahrung, sich gemeinsam für die eigenen Interessen zusammenzutun, einzustehen und auch mal Wirbel zu machen, schärft das Vertrauen in die Macht kollektiven Handelns. Dabei ist der Weg dieses Handelns klar.
Das Ziel: steigende Einkommen und verbesserte Arbeitsbedingungen.
Das Mittel: der Kollektivvertrag.
Die Methode: Organisierung und Zusammenhalt der Beschäftigten, inklusive entschlossenem Auftreten im Betrieb und am Verhandlungstisch.