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Unternehmensradar

Das Plus in die Gehälter stecken

Der ak­tuelle Unter­nehmens­ra­dar be­stä­tigt ex­plo­die­ren­de Ge­winne trotz Pan­de­mie. Sie sollten sich in der Früh­jahrs­lohn­run­de wi­der­spie­geln.

Heike Hausensteiner
26.02.2023

„Corona gibt es für manche Unter­nehmen nicht“, stellt Markus Oberrauter beim Blick auf die Zahlen der größten Kapital­gesellschaften des Landes fest. Bereits 2021 litten viele Arbeitnehmer:innen auch finanziell unter der Pandemie. Die operativen Gesellschaften waren hingegen mit einer krisen­festen finanziellen Stabi­lität ausgestattet. Die Investitions­tätigkeit konnte erfreulicher­weise eben­falls wieder angekurbelt werden, so Oberrauter von der Ab­teilung Betriebs­wirt­schaft der AK Wien. In Österreich gibt es rund 1.500 große – gewinn­orientierte – Gesellschaften, die ihren Jahres­abschluss im Firmen­buch veröffent­lichen müssen. Diese Daten aus 2019 bis 2021 wurden von der AK analysiert und jetzt im „Unternehmens­radar 2022“ veröffent­licht. 

In den unter­suchten Betrieben sind 595.000 Arbeit­nehmer:innen beschäftigt, das ist ein Siebentel aller Erwerbs­tätigen Österreichs. Sie erwirt­schaf­teten einen Um­satz von 245 Mrd. Euro und konnten – nach einem leichten Corona-Knick 2020 – trotz der Ein­schrän­kungen (Lockdowns etc.) 2021 den Gewinn um 30,9 Prozent auf insgesamt 14,9 Mrd. Euro steigern. 


 

Unternehmensradar 2022: Ausschüttungsquote © AK Wien
© AK Wien
Unternehmensradar 2022: Ausschüttungsquote
Markus Oberrauter, AK Wien © Peter Rigaud
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Markus Oberrauter, AK Wien
„Die ex­plo­die­ren­den Ge­win­ne wi­der Er­war­ten müs­sen sich in der Früh­jahrs­lohn­run­de nie­der­schla­gen.“

Markus Oberrauter, AK Wien

Hoffen auf neue Lohnrunde 

„Diese explo­dierenden Gewinne wider Erwarten müssen sich in der Frühjahrs­lohn­runde niederschlagen“, fordert Markus Oberrauter im Interview mit AKtuell. „Es gibt eine Gewinn-Preis-Spirale. Die Eigen­tümer:innen konnten sich über Aus­schüttungen in Rekord­höhe freuen. Die Rendite war mit mehr als 77 Prozent im Drei­jahresschnitt (2019–2021) so hoch wie noch nie, wie der Unter­nehmens­radar 2022 zeigt. Hier ist ein Umdenken erforderlich. 


Investition in Mitarbeiter:innen

Es muss mehr in die Mitarbeiter:innen investiert werden. Sei es in Form von Geld oder zum Beispiel durch eine Vier-Tage-Woche. Das würde sich positiv auf die Gesund­heit der Beschäf­tigten aus­wirken und käme damit wieder den Betrie­ben selbst zugute. Ge­winne werden schließ­lich in der Praxis durch die Arbeit­nehmer:innen erwirt­schaftet. Daher wäre es nur fair und gerecht, wenn sich diese Unter­nehmens­zahlen in der neuen Lohn­runde widerspiegeln würden. Dann wür­den die Be­triebe auch ausreichend gut quali­fiziertes Per­sonal finden“, ist Oberrauter überzeugt. 


Zweifel an Sinnhaftigkeit der KöSt.-Senkung 

Außerdem stellt sich neben den über­zo­genen Ausschüttungen einmal mehr die Frage, ob die Senkung der Körper­schafts­steuer (KöSt.) wirklich not­wen­dig er­scheint, kritisiert die AK im aktuellen Unternehmens­radar. Die KöSt. sinkt 2023 von bisher 25 auf 24 Prozent und im nächsten Jahr weiter auf 23 Prozent. Das ist eine der Maß­nahmen, die ÖVP und Grüne unter dem Titel „Ökosoziale Steuer­reform“ vor einem Jahr beschlossen haben. Effektiv zahlten die großen Kapital­gesell­schaften 2021 aber lediglich 22 Prozent Steuern, indem (legale) Steuer­vermeidungs­tricks ausgenützt wurden. Bezogen auf die Betriebs­leistung bzw. den Umsatz betrug die Gewinn­steuer gerade einmal 1,63 Prozent. Ein Nach­teil für den Unter­nehmens­standort sei damit bei weitem nicht in Sicht, so Markus Oberrauter.


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Unternehmensradar 2022 © AK Wien

Analyse: Unternehmensradar 2022

Hier kannst du den aktuellen Unternehmensradar 2022 online nachlesen.

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