AKtuell: Frau Lidl, Sie haben sogar eine Konditorin angeworben, die nun bei WienIT im Change & Adoption Management tätig ist. Welche Methoden wenden Sie an?
Daniela Lidl: Ich versuche ein Role Model zu sein, gehe viel hinaus, spreche in anderen Unternehmen. Mein zweiter Hebel ist: In den direkten Besetzungen achte ich darauf, Frauen zu fördern. Wobei das so klingt, als ob wir das notwendig hätten – das ist Bullshit. Insgesamt haben wir einen Frauenanteil von rund 31 Prozent, da geht noch mehr. Was ich aber nicht möchte, ist eine weibliche Besetzung, nur weil es eine Frau ist. Frauen sind in der IT richtig – nicht OBWOHL sie Frauen sind, sondern WEIL sie Frauen sind, die gut in ihrem Job sind. Am Ende zählt, dass wir menschlich sind, auf Augenhöhe.
AKtuell: Das Wirtschaftsleben ist ohne Menschen, also Familien, nicht möglich. Nützen Sie die arbeitsrechtlichen Möglichkeiten für die Beschäftigten verstärkt aus?
Daniela Lidl: Ich reize die Konzernrichtlinien maximal aus. Die Mitarbeiter:innen dürfen bis zu drei Homeoffice-Tage pro Woche machen. Wie die Arbeitszeitbedürfnisse sind, ist mit der Führungskraft zu vereinbaren. Je mehr Freiheiten man hat, desto größer ist die Arbeitsleistung. Und das belegen die Umsatzzahlen der WienIT eindeutig. Das ist für mich einer unserer Erfolgsfaktoren.
AKtuell: Also Sie lassen zu, dass es im Unternehmen menschelt?
Daniela Lidl: Genau, das ist gut beschrieben. Momentan überlegen wir noch, unsere Homeoffice-Richtlinie auszuweiten. Wir haben nicht nur Mitarbeiter:innen aus Österreich – da ist es oft sinnvoll, wenn man Mobile Working von woanders machen kann.
AktuelI: Ihr Betrieb geht stärker als andere in Richtung flexible Zeiteinteilung.
Gerald Oujezky: Berufliches und Privates ist bei uns gut vereinbar. Wir haben Gleitzeit zwischen sechs und 20 Uhr. Homeoffice sehe ich positiv, aber auch als eine Gratwanderung. Es sollte nicht eine Pflegefreistellung ersetzen, die wir bewusst auch stundenweise ermöglichen, oder gar einen Krankenstand.
Aktuell: Wie stellen Sie als Betriebsratsvorsitzender sicher, dass trotz Homeoffice das Bonding mit den Arbeitnehmer:innen nicht verloren geht?
Gerald Oujezky: Ich bin rund um die Uhr erreichbar, telefonisch, per Mail oder über MS-Teams. Und ich melde mich proaktiv. Seit zwei Monaten haben wir einen neuen Welcome Bereich, eine Art Social Hub. Da kommen die Teams aus allen Stockwerken zusammen, man bleibt nicht nur im eigenen Radius – dieses lockere Ambiente ist extrem wertvoll.