Die größten Kapitalgesellschaften des Landes nimmt die AK Wien traditionell zum Jahreswechsel unter die Lupe. Und die 800 Jahresabschlüsse für 2022 können sich einmal mehr sehen lassen. Das geht aus dem kürzlich veröffentlichten Unternehmensradar der AK Wien hervor.
Die wichtigsten Ergebnisse: „Die Unternehmen verfügen über eine gute krisenfeste finanzielle Stabilität“, fasst Markus Oberrauter von der Abteilung Betriebswirtschaft in der AK Wien zusammen. „Die analysierten Betriebe konnten 2022 trotz der wirtschaftlichen Widrigkeiten wie Energiekrise, Schwierigkeiten bei den Lieferketten und Rekordteuerung ihre operativen Gewinnspannen auf sehr hohem Niveau bei mehr als fünf Prozent stabil halten und darüber hinaus eine zweistellige Verzinsung des eingesetzten Eigenkapitals erzielen.“
Markus Oberrauter, AK Wien
Damit liegt auf der Hand, welche Schlussfolgerung sich daraus für die Arbeitnehmer:innenvertretung ableiten lässt. „Die angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen überraschend guten Ergebnisse mit teilweise Rekordgewinnen im Jahr 2022 zeigen, es gibt ausreichend Spielräume für gute und nachhaltige Lohn- und Gehaltserhöhungen. Die Unternehmen sind mit ihren Finanzierungsstrukturen auch im Großen und Ganzen gut aufgestellt, um Krisen abfedern zu können.“ Gerade bei der Wertschöpfung pro Kopf und beim Gewinn pro Kopf verzeichneten die Unternehmen unerwartet hohe Zuwächse, erläutert Markus Oberrauter.
So legte die Wertschöpfung um mehr als acht Prozent zu und lag damit um fast 19 Prozent über dem Wert von 2020. Der Bruttoverdienst erhöhte sich im selben Zeitraum um ebenfalls mehr als acht Prozent und blieb damit deutlich hinter der Produktivitätsentwicklung zurück. Die Gewinne konnten sich sogar auf 31.923 Euro pro Kopf steigern – gegenüber dem Geschäftsjahr 2020 ein sattes Plus von mehr als 52 Prozent.
„Damit stehen ausreichend Spielräume für angemessene, nachhaltige Lohn- und Gehaltserhöhungen zur Verfügung“, betont der AK Experte. Außerdem ermöglichen die guten Zahlen genug Spielraum, auch bei den Lohnnebenkosten nicht zu geizen.
Denn, so Oberrauter: „Wer von Kürzung der Lohnnebenkosten spricht, soll ehrlich sein. Er:Sie meint damit eine Kürzung bei den Pensionen, beim Arbeitslosengeld, bei den Familienleistungen und beim ohnehin unterfinanzierten Gesundheitssystem – Stichwort Patientenmilliarde etc. Die Finanzierung des Sozialsystems ist im Wesentlichen auf den Faktor Arbeit aufgebaut. Wer hier Änderungen möchte, muss auch für eine seriöse Gegenfinanzierung sorgen. Aber davon ist weit und breit nichts zu hören. Daher sind eine Kürzung der Lohnnebenkosten sowie eine Kürzung des Arbeitslosengeldes strikt abzulehnen.“