Imagebild Unternehmensradar 2023 © sittinan – stock.adobe.com
Unternehmensradar

Gewinn­plus für die Unter­nehmen

Österreichs große Unter­nehmen stehen extrem gut da. Doch von den Rekord­gewinnen profitieren weder die Be­schäf­tigten noch der Sozial­staat.

Heike Hausensteiner
01.03.2024

Die größten Kapital­gesellschaften des Landes nimmt die AK Wien traditionell zum Jahres­wechsel unter die Lupe. Und die 800 Jahresabschlüsse für 2022 können sich einmal mehr sehen lassen. Das geht aus dem kürzlich veröffentlichten Unter­nehmens­radar der AK Wien hervor.

Die wichtigsten Ergebnisse: „Die Unter­nehmen verfügen über eine gute krisenfeste finanzielle Stabilität“, fasst Markus Oberrauter von der Abteilung Betriebs­wirtschaft in der AK Wien zusammen. „Die analysierten Betriebe konnten 2022 trotz der wirtschaftlichen Widrig­keiten wie Energiekrise, Schwierig­keiten bei den Liefer­ketten und Rekord­teuerung ihre operativen Gewinn­spannen auf sehr hohem Niveau bei mehr als fünf Prozent stabil halten und darüber hinaus eine zweistellige Verzinsung des eingesetzten Eigen­kapitals erzielen.“


 

Markus Oberrauter, AK Wien © Peter Rigaud
© Peter Rigaud
Markus Oberrauter, AK Wien
„Da­mit ste­hen aus­reich­end Spiel­räume für ange­mes­sene, nach­haltige Lohn- und Gehalts­er­hö­hungen zur Ver­füg­ung.“

Markus Oberrauter, AK Wien

Gewin­ne für Unter­nehmen: Ein Wink für die Früh­jahrs­lohn­runden

Damit liegt auf der Hand, welche Schluss­folgerung sich daraus für die Arbeit­nehmer:innen­vertretung ableiten lässt. „Die angesichts der schwierigen Rahmen­bedingungen über­raschend guten Ergebnisse mit teilweise Rekord­gewinnen im Jahr 2022 zeigen, es gibt ausreichend Spielräume für gute und nachhaltige Lohn- und Gehalts­erhöhungen. Die Unternehmen sind mit ihren Finanzierungs­strukturen auch im Großen und Ganzen gut aufgestellt, um Krisen abfedern zu können.“ Gerade bei der Wert­schöpfung pro Kopf und beim Gewinn pro Kopf verzeichneten die Unternehmen unerwartet hohe Zuwächse, erläutert Markus Oberrauter.

So legte die Wert­schöpfung um mehr als acht Prozent zu und lag damit um fast 19 Prozent über dem Wert von 2020. Der Brutto­verdienst erhöhte sich im selben Zeitraum um ebenfalls mehr als acht Prozent und blieb damit deutlich hinter der Produktivitäts­entwicklung zurück. Die Gewinne konnten sich sogar auf 31.923 Euro pro Kopf steigern – gegenüber dem Geschäfts­jahr 2020 ein sattes Plus von mehr als 52 Prozent.

„Damit stehen ausreichend Spielräume für angemessene, nachhaltige Lohn- und Gehalts­erhöhungen zur Verfügung“, betont der AK Experte. Außerdem ermöglichen die guten Zahlen genug Spielraum, auch bei den Lohn­nebenkosten nicht zu geizen.

Finan­zier­ung des Sozial­sys­tems

Denn, so Oberrauter: „Wer von Kürzung der Lohn­nebenkosten spricht, soll ehrlich sein. Er:Sie meint damit eine Kürzung bei den Pensionen, beim Arbeits­losengeld, bei den Familien­leistungen und beim ohnehin unterfinanzierten Gesundheits­system – Stichwort Patienten­milliarde etc. Die Finan­zierung des Sozial­systems ist im Wesent­lichen auf den Faktor Arbeit aufgebaut. Wer hier Änder­ungen möchte, muss auch für eine seriöse Gegen­finanzierung sorgen. Aber davon ist weit und breit nichts zu hören. Daher sind eine Kürzung der Lohn­nebenkosten sowie eine Kürzung des Arbeits­losengeldes strikt abzulehnen.“


webtipp

Unternehmensradar 2023 © AK

Unternehmensradar 2023:

Hier findest du große österreichische Unternehmen am Radar und kannst die Ergebnisse online nachlesen.

Weitere Artikel

Imagebild Soziale Arbeit © Alexander Raths - stock.adobe.com
Soziale Arbeit
Soziale Arbeit: Bitte, mit Schutz!
Die Berufs­bezeichnungen Sozial­pä­da­gog:in und Sozial­arbei­ter:in sollen künftig gesetzlich geschützt sein. Ein Erfolg der AK Wien.
Imagebild Industrie © AdobeStock. Industrial Arts
Unternehmensradar
Das Plus in die Ge­hälter stecken
Ex­plo­die­ren­de Ge­winne trotz Pan­de­mie. Das be­stätigt der aktuelle Unternehmensradar. Jetzt muss mehr in Mit­arbeiter:innen in­ves­tiert werden.