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Weiterbildung

Studie: Unternehmen investieren kaum in Weiterbildung

Wer bezahlt die Weiterbildung? Eine IHS-Studie zeigt, dass derzeit der größte Teil bei den Privathaushalten hängen bleibt. Unternehmen investieren immer weniger in die betriebliche Weiterbildung.
Johanna Bürger
29.08.2022
in diesem Artikel

    IHS-Studie: Weiterbildungen werden zum größten Teil privat finanziert

    Digitalisierung und ökologischer Umbau erfordern hohe Investitionen in Weiterbildung. Die Bereitschaft der Beschäftigten, sich weiterzubilden, ist auf Rekordniveau. Trotzdem wird das Potenzial nicht ausgeschöpft. Denn Österreichs Unternehmen investieren immer weniger in die Weiterbildung ihrer Beschäftigten, wie eine von der AK beauftragte Studie des Instituts für höhere Studien (IHS) zeigt.

    Während Unternehmen im Jahr 2009 noch 41 Prozent der gesamten Weiterbildungskosten trugen, waren es 2018 nur noch 31 Prozent. Beschäftigte müssen ihre Weiterbildungen immer mehr mit privaten Mitteln finanzieren. Mit 42 Prozent der Gesamtausgaben leisteten Privathaushalte 2018 den größten Beitrag zur Finanzierung von Weiterbildungen.

    Infografik mit Anteil der Ausgaben für Weiterbildung von Betrieben und privaten Haushalten © AK Wien
    © AK Wien
    Quelle: Institut für höhere Studien (2018)

    Unternehmen und Bund müssen Ausgaben für Weiterbildungen erhöhen

    „Der chronische Fachkräftemangel, den manche Branchen regelmäßig beklagen, ist oft hausgemacht“, analysiert Ilkim Erdost, Leiterin des Bereichs Bildung in der AK Wien. Die Corona-Krise wäre eine gute Gelegenheit für mehr Weiterbildung gewesen, aber der Investitionsrückstau bei der betrieblichen Weiterbildung hat seither noch weiter zugenommen. „Die Unternehmen und der Bund müssen ihre Ausgaben bei der Finanzierung von Weiterbildung erhöhen“, fordert Erdost.


    Ungleiche Chancen auf Weiterbildung

    Das Bildungsniveau spielt eine entscheidende Rolle für den Zugang zu betrieblicher Weiterbildung. Nur ein Drittel der Personen mit Pflichtschulabschluss bekommt Weiterbildungen. Bei den Akademiker:innen sind es immerhin drei Viertel.

    Betriebe investieren also eher in Hochqualifizierte, obwohl insbesondere Geringqualifizierte mehr Anschluss auf dem Arbeitsmarkt benötigen. Der Staat könnte hier ausgleichend wirken, aber tut dies in Österreich nur in geringem Ausmaß mit zwölf Prozent der Gesamtkosten (Stand 2018).

    „Der chronische Fach­kräfte­mangel, den manche Branchen regel­mäßig beklagen, ist oft haus­gemacht.“

    Ilkim Erdost, AK Wien

    Auch das AMS kann hier nur eingeschränkt abfedern, da die Weiterbildungsangebote fast ausschließlich Arbeitslosen offenstehen, wobei hier die Jobvermittlung an erster Stelle steht.


    Forderungen der AK: Mehr in Weiterbildung investieren

    Die AK fordert die Einführung eines neuen Fondsmodells zur Finanzierung von Weiterbildungsausgaben. Durch die Einzahlung der Unternehmen von 0,2 Prozent der Jahres-Bruttolohnsumme könnten Arbeitnehmer:innen jährlich 500 Euro aus dem Fonds in Anspruch nehmen.

    Recht auf Weiterbildung während der Arbeitszeit

    Auf nationaler Ebene soll ein Recht auf eine Woche Weiterbildung pro Jahr in der bezahlten Arbeitszeit umgesetzt werden, wie schon seit 1974 von der Internationalen Arbeitsorganisation ILO vorgesehen.

    Es soll außerdem für insgesamt drei Jahre Aus- und Weiterbildung ein staatlich finanziertes Qualifizierungsgeld von monatlich 1.500 Euro geben. Ilkim Erdost erklärt: „Wer gut qualifiziertes und motiviertes Personal will, muss auch bereit sein, etwas dafür zu tun und in Aus- und Fortbildung ebenso wie in bessere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen zu investieren“.

    gut zu wissen

    Weiterbilden mit der AK

    Bildungsgutschein und Digi-Bonus

    Die AK unterstützt ihre Mitglieder dabei, zukunftsfit zu sein. Beispielsweise mit dem AK-Bildungs­gutschein in Höhe von 120 Euro. Das gilt auch für Lehrlinge und freie Dienst­nehmer:innen. Für Eltern in Karenz und für AK-Mitglieder, die einen Lehr­abschluss nach­holen, gibt es den AK-Bildungs­gutschein in Höhe von 170 Euro.

    Wer sich im Zuge der Digitalisierung auf die Zukunft seiner Branche vorbereitet, kann mit dem AK-Digi-Bonus noch einmal 120 Euro für die Kurs­kosten bekommen.

    Anfordern kann man den Bildungsgutschein bzw. den Digi-Bonus hier.


    Digi-Winner

    Für viele Kurse und Lehrgänge gibt es auch eine Förderung der AK in Kooperation mit dem Wiener Arbeit­nehmer­Innen Förderungs­fonds waff, den Digi-Winner. Die Förderung beträgt zwischen 40 und 80 Prozent bis zu 5.000 Euro. Mehr Infos dazu

     


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