Während viele Menschen gerne weniger arbeiten möchten, finden andere keine Arbeit. Ein bereits existierendes Fördermodell bietet einen spannenden Lösungsansatz: Arbeitszeitverkürzung subventionieren statt Massenarbeitslosigkeit finanzieren!
Nur vier Tage die Woche arbeiten, sechs statt acht Stunden pro Tag ins Büro, jede fünfte Woche frei – so oder so ähnlich kann Arbeitszeitverkürzung aussehen.
Immer mehr Menschen wünschen sich weniger zu arbeiten und dafür mehr Zeit zur freien Verfügung zu haben. Freunde und Freundinnen treffen, Zeit mit der Familie verbringen, den Hobbies nachgehen, im Ehrenamt tätig sein oder einfach nur entspannen.
Das ist nicht nur aus individueller Sicht verlockend. Auch gesamtwirtschaftlich betrachtet macht Arbeitszeitverkürzung Sinn. Denn lange Arbeit führt zu körperlicher und geistiger Ermüdung. Deshalb geht in den letzten Arbeitsstunden meist auch nicht mehr so viel weiter. Gleichzeitig steigt das Risiko von Arbeitsunfällen und Belastungserkrankungen. In Summe führt das zu einem überraschenden Ergebnis: Wenn wir weniger arbeiten, steigt die Produktivität, Gesundheitszustand und Lebensqualität.
Im Durchschnitt arbeiten Vollzeitbeschäftigte im Jahr 2020 in Österreich 40,8 Stunden. Das ist mehr als in den meisten anderen europäischen Ländern. Nur Zypern und Malta schneiden schlechter ab.
Simon Theurl
Einen interessanten Ansatz gibt es bereits: die sogenannte „Solidaritätsprämie“. Das Fördermodell kombiniert arbeitsmarktpolitische Ziele mit Arbeitszeitverkürzung.
Konkret sieht das so aus:
Mitarbeiter:innen in einem Unternehmen reduzieren ihre Arbeitszeit bis zu 50 Prozent, dafür wird eine zuvor arbeitslose Person eingestellt. Wer die Arbeitszeit reduziert, bekommt die Hälfte des Einkommens vom AMS ersetzt. Und zwar für einen Zeitraum von zwei bis zu drei Jahren. So werden beispielsweise für 80 Prozent Arbeit 90 Prozent Lohn gezahlt.
Die Solidaritätsprämie ermöglicht es schon jetzt, für alle die das wollen, Arbeitszeit zu verkürzen. Zuerst schließt der Betriebsrat oder die Belegschaft eine Vereinbarung mit dem Unternehmen. Dieses beantragt die Förderung dann beim AMS und stellt danach eine arbeitslose Person ein.
Alle notwendigen Informationen finden sich im Internet mit dem Suchbegriff „Solidaritätsprämie AMS“, oder direkt bei der entsprechenden AMS-Landesgeschäftsstelle.
Die Solidaritätsprämie ermöglicht es, neue Arbeitszeitmodelle zu erproben, die Zufriedenheit und Produktivität im Unternehmen zu steigern und Arbeitslosigkeit zu reduzieren.
Natürlich gibt es auch viele, die gegen Arbeitszeitverkürzung argumentieren. Dabei handelt es sich meist um theoretische oder ideologisch aufgeladene Diskussionen. Die Solidaritätsprämie ermöglicht es hingegen, Arbeitszeitverkürzung als erfolgreiches Experiment fortzusetzen. Dabei gibt es nichts zu verlieren, denn im schlimmsten Fall kehrt man zu den alten Arbeitszeitregelungen zurück.
Weniger arbeiten, (fast) gleich viel verdienen und gleichzeitig gegen Arbeitslosigkeit ankämpfen – das geht mit dem Solidaritätsprämienmodell. Weitere Informationen: Solidaritätsprämienmodell » Förderprogramm | AMS