„Der freie Markt regelt alles“, behaupten zumindest Anhänger:innen des Neoliberalismus. Genau, das sind diejenigen, die gebetsmühlenartig wiederholen „weniger öffentlich, mehr privat“. Das Eigeninteresse des Einzelnen wird zur Tugend erhoben und zum Fundament unserer Gesellschaft erklärt.
Als Unternehmen produziere ich jene Güter, die mir am Ende des Tages mehr Geld einbringen, als ich eingesetzt habe. Es ist mir grundsätzlich egal, ob ich Schuhe, Möbel, Autos oder Bomben herstelle – Hauptsache, der Profit stimmt. Ich trage meine Produkte auf den Markt und finde hoffentlich zahlende Kundschaft. Ob es gesellschaftlich sinnvoll ist, gewisse Dinge wie SUVs, Selfie-Sticks oder eben Bomben zu produzieren, spielt da erst mal keine große Rolle. Solange es genug Menschen gibt, die dafür Geld ausgeben, bin ich zufrieden.
Der Leitsatz „Der freie Markt regelt alles“ führt uns in eine Gesellschaft, die tief gespalten ist und in der die Bedürfnisse der Allgemeinheit nicht im Vordergrund stehen.
Zugstrecken in dünn besiedelten Gegenden bringen keinen Profit, bedeuten aber für die dort lebenden Menschen mehr Lebensqualität. Der kostenlose Zugang zu Bildung für alle Menschen rentiert sich für Privatunternehmen nicht. Ebenso wenig wie der Bau von Wohnungen, wenn es Mietzinsobergrenzen gibt. Das Bedürfnis der Menschen nach solchen Gütern ist jedoch stark vorhanden.
Als Gesellschaft ist es notwendig, demokratisch festzuschreiben, wie die Grundbedürfnisse der Menschen am besten befriedigt werden können. Ein uneingeschränkter Markt nützt nur einigen wenigen Privatinteressen. Darum sollten wir uns nicht fragen müssen, wie „der Markt wohl auf Ereignis XY“ reagiert, sondern was wir als gesamte Gesellschaft davon haben.
Der Weg für ein gutes Leben für alle führt nur über einen starken Sozialstaat und demokratische Mitbestimmung in der Wirtschaft, nicht über den Egoismus und die Anarchie des freien Marktes.