Sprache schafft Wirklichkeit: Und so handelt es sich bei Lohnnebenkosten weder um eine Nebensache – noch bei der „Senkung“ um eine Maßnahme, die Arbeitnehmer:innen zugutekommt. Ganz im Gegenteil: Tatsächlich steht das Wort Lohnnebenkosten synonym für soziale Sicherheit. Und jede Kürzung kann eine konkrete Verschlechterung für die Beschäftigten bedeuten.
Was sind Lohnnebenkosten? Es handelt sich dabei um Arbeitgeberabgaben auf den Bruttolohn. Diese Abgaben sind für den Sozialstaat von großer Bedeutung: Sie fließen nicht nur in die Pensions-, Kranken-, Arbeitslosen- und Unfallversicherung, sondern auch in den Insolvenz-Entgelt-Fonds, die Abfertigung-Vorsorgekasse oder die Wohnbauförderung.
Kürzungen bedeuten somit Verschlechterungen bei wichtigen Leistungen: Wer die Lohnnebenkosten infragestellt, nagt an der Gesundheitsversorgung sowie am Kranken- und Arbeitslosengeld. Auch für Familienbeihilfe und Kinderbetreuungsgeld, für Schulen, Kindergärten und den öffentlichen Verkehr würden wichtige Mittel verlorengehen. Es passiert also das Gegenteil dessen, was politisch gerne behauptet wird: Dass eine Kürzung der Sozialstaatsbeiträge die Nettoeinkommen der Beschäftigten erhöht.
Während von Entlastungen für Arbeitnehmer:innen also keine Rede sein kann, wandern die durch den Rotstift erzielten Gewinne direkt in die Taschen der Unternehmen. Eine Lose-lose-Situation für die Beschäftigten, die wahren Leistungsträger:innen der Gesellschaft.
In der aktuellen Debatte stehen vor allem der Familienlastenausgleichsfonds (FLAF) und die Arbeitslosenversicherung im Fokus. Es drohen weniger Familienbeihilfe und weniger Kinderbetreuungsgeld für Eltern in Karenz – sowie nicht zuletzt ein geringeres Arbeitslosengeld. Dadurch würde die Armutsgefährdung nach erfolgtem Jobverlust zunehmen.
Gleichzeitig erhöhen schwarze Schafe unter den Unternehmen die Kosten des Sozialstaates mit zweifelhaften Geschäftsmodellen, Stichwort Signa oder die Ex-Firmen des Gastronomen Martin Ho.
Das „Parken“ von Beschäftigten beim AMS unter dem Motto „Hire and fire“, Lohnkosten, die durch Insolvenzen auf die Allgemeinheit abgewälzt werden, Steuerflucht oder die Unterschlagung von Sozialversicherungsbeiträgen – das alles sind Realitäten auf dem Arbeitsmarkt, in deren Schatten das Thema Lohnnebenkosten dann beinahe doch . . . nebensächlich erscheint.