Imagebild Unternehmenskrise  © AdobeStock, Syda Productions
Unternehmensdaten

Wenn es in Unternehmen knirscht und kracht

Ver­läss­li­che Aus­kunft über den Zu­stand des Un­ter­nehmens er­hält der Betriebs­rat über (Kenn-)­Zahlen und den Finanz­plan. Auf die­ser Ba­sis können im Ernst­fall Ge­gen­maß­nah­men ein­ge­for­dert wer­den.

Ines  Hofmann
16.02.2023

(Kenn-)Zahlen, die den Ernst der Lage im Unternehmen zeigen

Will der Betriebsrat eine mögliche Existenzbedrohung „seines“ Unternehmens anhand von (Kenn-)Zahlen aus der Bilanz abschätzen, so lohnt ein Blick auf das Geldvermögen im Verhältnis zu den offenen Schulden. Noch aussagekräftiger und aktueller ist der Finanzplan. Daraus lässt sich erkennen, ob eine Zahlungsunfähigkeit und damit eine Insolvenz, also das Schließen des Unternehmens, droht.


 

Bilanz Pleitegeier © AKtuell
© AKtuell

Schulden bleiben offen  

Das Wichtigste ist, die kurzfristigen Verbindlichkeiten bedienen zu können. Also Lieferan­ten­rech­nungen, Mieten, Löhne und Gehälter, Energie- und Kredit­zahlungen. Dies ist gut möglich mit bereits vor­handenen flüssigen Mitteln, also Geld auf dem Konto. Nun können weitere Vermögens­werte in der Bilanz über­prüft werden, wie leicht sie zu Geld gemacht werden können. So sind etwa For­derungen (Außen­stände) und Wert­papiere relativ schnell reali­sierbar. Auch bei Waren­vorräten kann man meist davon ausgehen, dass diese durch Verkauf zeitnah liquide gemacht werden können. Das fol­gen­de Beispiel zeigt, dass all diese Mittel von insgesamt 150.000 Euro nicht ausreichen, das kurz­fristige Fremd­kapital von 350.000 Euro zu bedecken. Die Zah­lungs­fähig­keit zum Bilanz­stich­tag ist somit nicht gesichert. 


linktipp

Tipp Symbolbild © AK Wien

Zum AK-Bilanzrechner

Der Bilanzrechner für Betriebsrät:innen:
Analysiere rasch die wirtschaftliche Situation deines  Unternehmens.

Ak­tueller Finanz­plan not­wen­dig 

Zeigt sich zum Bilanz­stichtag eine Zahlungs­lücke, so sollte zur weiteren Analyse in den Finanz­plan geschaut werden. Dort wer­den alle erwarteten Ein- und Aus­zahlungen mit ihrem zeitlichen An­fall, meist auf Monats­ebene, dar­gestellt. Bei prekärer Li­qui­di­täts­lage sogar auf Wochen­basis.


Liqui­ditäts­eng­pässe abwenden

Finan­zierungs­lücken sollten so rasch wie mög­lich ge­schlossen werden. Beispiels­weise durch weitere Kredit­auf­nahme oder Um­wand­lung von kurz­fristigen zu lang­fristigen Krediten. Auch der Ver­kauf von nicht ge­brauch­tem Ver­mögen oder Sale-Leaseback-Finan­zierungen sind denk­bar. Von Eigen­tümer­seite sind Gesell­schafter­zu­schüsse in Be­tracht zu ziehen.


INFOBOX

Tipp Symbolbild © AK Wien

Fragen zum Thema?

Du erreichst die Abteilung Betriebswirtschaft der AK Wien per E-Mail unter:  bw@akwien.at

Weitere Artikel

Drei Fragen zu Krisenkennzahlen an Ines Homann © Markus Zahradnik
Unternehmensdaten
3 Fragen zu Krisenkennzahlen
Wo finde ich Hilfe bei der Berech­nung? Wann soll sich der Be­triebs­rat Krisen­kenn­zahlen an­sehen? Welche Unter­la­gen wer­den be­nötigt?
Wie der Betriebsrat eine Unternehmenskrise erkennt © Adobe Stock_bbk22
Mitbestimmung
Wenn Unternehmen in Turbulenzen geraten
Kaum ein Unternehmen wird von heute auf morgen zahlungsunfähig. Wie der Betriebsrat eine Unternehmenskrise erkennen kann.