Auch wenn es die aktuelle Situation mit Energie- und Klimakrise, Teuerung, Lieferkettenproblematik und Krieg in der Ukraine vermuten lässt: Eine Unternehmenskrise bricht selten über Nacht aus. Kaum ein Unternehmen wird von heute auf morgen zahlungsunfähig. Fast immer gab es schon länger Anzeichen und Symptome.
Unternehmenskrisen durchlaufen im Regelfall drei Stadien: Strategiekrise, Ertragskrise, Liquiditätskrise. Im schlimmsten Fall endet es mit der Insolvenz. Für den Betriebsrat ist es wichtig zu erkennen, wie ernst die Situation ist und wie viel Zeit für die Krisenbewältigung zur Verfügung steht. Dazu sollte er rasch alle erforderlichen Unterlagen einfordern und im Gremium und mit Expert:innen aus Gewerkschaft und Arbeiterkammer analysieren. Je früher Führungskräfte Maßnahmen ergreifen, die der Betriebsrat mitgestaltet, desto eher kann die Existenzbedrohung des Unternehmens abgewendet und der Schaden minimiert werden.
Eine sich anbahnende Strategiekrise zu erkennen ist keine leichte Sache, weil das Unternehmen in dieser Phase oft noch erfolgreich ist. Trotzdem können die Zukunftsaussichten bereits bedroht sein, weil große Veränderungen in Gesellschaft und Wirtschaft ignoriert werden. Solche Megatrends sind und waren z. B. Diversität, Nachhaltigkeit, Klimakrise, Digitalisierung.
Wird nicht gegengesteuert, nimmt die Krise ihren Lauf und gewinnt an Tempo. Der Spielraum sinkt. Die Ertragskrise ist durch rückläufige Umsätze, Gewinne oder Verluste gekennzeichnet. Spätestens jetzt ist ein Eingeständnis der schwierigen Situation und Handeln angesagt! Verfügt das Unternehmen nur über wenig Eigenkapital oder eine schlechte Finanzierungsstruktur, ist die Liquiditätskrise sonst unausweichlich. Zunächst können „finanzielle Löcher“ noch gestopft werden. Wenn allerdings Löhne und Gehälter verspätet ausbezahlt werden, ist die Situation üblicherweise schon bedrohlich.
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