Imagebild Lohn- und Sozialdumping © freepik


Kolumne Draufgeschaut

 Achtung vor Sozialbetrügern!

Um den Lohn geprellt, bei der Sozial­versicherung nicht richtig angemeldet, illegal bar ausbezahlt – der traurige Arbeits­alltag für zu viele Beschäftigte in Österreich. Ein Kommentar von Oliver Piller. 
Oliver Piller
15.10.2024

 

Oliver Piller, AK Wien © Christian Heiling, Jakob Fielhauer
© Christian Heiling, Jakob Fielhauer
Oliver Piller, AK Wien

Sozial­betrug, also Lohn- und Sozial­dumping, taucht in vielen Facetten auf. Die Betroffenen bekommen ihr Geld entweder gar nicht, nicht korrekt oder zu spät ausbezahlt. Sie werden ohne ihr Wissen in Sub- oder Scheinunter­nehmen umgemeldet oder sogar von der Sozial­versicherung abgemeldet. Und natürlich der Klassiker: Sie arbeiten in Vollzeit, sind aber nur gering­fügig angemeldet. Die Differenz wird illegal und ohne Zuschläge in bar ausbezahlt. Unter dem Strich werden die betroffenen Arbeiter:innen und Angestellten um ihre verdienten Ansprüche betrogen.


Sozialbetrug: Schaden von rund 800 Mio. jährlich 

Um den eigenen Profit noch höher zu schrauben, ist manchen Unternehmen jedes Mittel recht – und das auf Kosten ihrer Beschäftigten und der Allgemein­heit. Durch die unterschlagenen Sozial­versicherungs­beiträge gehen dem Sozial­staat mehrere hundert Millionen Euro pro Jahr verloren. Das Finanzministerium beziffert allein den Schaden durch Schein­unternehmen, die ihre Arbeits­kräfte bei der Österreichischen Gesundheits­kasse nicht anmelden, auf rund 800 Millionen Euro pro Jahr.

Durch Lohn- und Sozial­dumping können die betrügerischen Firmen ihre Produkte und Leistungen zu billigeren Preisen anbieten. Im Konkurrenz­kampf in der Branche verschaffen sich die Betrüger somit einen Wettbewerbsvorteil gegenüber jenen Unternehmen, die sich an die Gesetze halten. Geschädigt sind demnach nicht nur die betroffenen Arbeiter:innen und Angestellten, sondern ebenso die redlichen Unter­nehmen in der Branche.

Politische Diskussionen über Ein­sparungen und Kürzungen im Sozialstaat gehen vor diesem Hintergrund an der Realität vorbei. Vielmehr muss der Staat deutlich stärker gegen die unlauteren Machen­schaften einiger Unter­nehmen vorgehen. Somit kann der Sozialstaat gesetzeskonform finanziert, die Beschäftigten korrekt entlohnt und ein fairer Wettbewerb in der Branche gesichert werden. Dafür kämpft auch die Arbeiterkammer – mit Nachdruck.


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