Der Betriebsrat erfüllt nicht nur eine wichtige Schnittstellenfunktion. In der Vermittlung zwischen der Belegschaft einerseits und der Unternehmensführung andererseits wird er auch zu einem bedeutenden Stimmungsmesser. Denn kaum jemand kennt das Innenleben der Unternehmen, das die Entwicklungen der heimischen Wirtschaft sowohl mitgestaltet als auch spiegelt, besser.
Auf diesen Schatz greift deshalb auch der Strukturwandelbarometer zurück. Jährlich befragt das Meinungsforschungsinstitut IFES im Auftrag von Arbeiterkammer und ÖGB Betriebsratsvorsitzende in ganz Österreich zu aktuellen Themen und Entwicklungen im Betrieb. Daraus ergibt sich ein umfassendes Abbild der wirtschaftlichen Lage heimischer Unternehmen, ihrer gegenwärtigen Herausforderungen und Chancen.
Im Jahr 2024 ist die österreichische Wirtschaft bereits zum zweiten Mal in Folge geschrumpft. Entsprechend fallen die Ergebnisse der Befragung aus: Der Arbeitsdruck ist aus Sicht der Betriebsratsvorsitzenden auf nach wie vor sehr hohem Niveau (siehe Grafik), und das unabhängig vom wirtschaftlichen Erfolg – sowie quer durch die Branchen.
Gleichzeitig bleiben – auch in der Rezession – Probleme im Bereich Arbeitskräftebedarf bestehen. Drei Viertel der Befragten geben an, dass ihr Betrieb Schwierigkeiten bei der Suche nach Personal hat. Für vier von zehn Unternehmen gestaltet sich auch die Anwerbung von Lehrlingen schwierig. Dass ein Drittel der Betriebe mit schlechterer Wirtschaftslage den Personalmangel wiederum als Mitgrund für seine Situation angibt, beweist: Es ist entscheidend, Arbeitskräfte (langfristig) an das Unternehmen zu binden.
Erstmals beschäftigt sich der Strukturwandelbarometer übrigens mit dem Thema Standortdebatten. Und liefert dabei gleich ein interessantes Detail: Zwar wird im Zuge entsprechender Diskussionen oft das Argument der hohen Lohnkosten in Österreich aufgeworfen. Allerdings sehen Branchen mit Personal als größtem Kostenfaktor ihre Konkurrenz vor allem in Österreich und in Europa.
Aus Sicht der Betriebsratsvorsitzenden sind ohnehin andere Gründe für die Wettbewerbsfähigkeit entscheidend: Produktqualität, Kundennähe und das Know-how der Beschäftigten stehen für sie an erster Stelle.
Neugierig? Der Strukturwandelbarometer informiert über die ökonomischen Entwicklungen, den Wirtschaftsstandort und den Arbeitsmarkt in Österreich.