Für Betriebsrät:innen und Personalvertreter:innen
Kolumne
Draufgeschaut
„Und, wohin geht der nächste Urlaub?“ Smalltalk im Beruf, wie wir ihn alle kennen. Schließlich bietet das lustvolle Fantasieren über die nächste Wandertour oder das entspannende Meeresrauschen am Strand eine willkommene Abwechslung zum grauen Arbeitsalltag.
Wie sehr wir Menschen Phasen der Regeneration im Berufsleben brauchen, ist jedoch nicht nur Gefühlssache. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen die positiven Effekte. Der Urlaub als Möglichkeit, Abstand zum Arbeitsleben zu gewinnen, ist dafür da, die eigenen körperlichen und geistigen Kräfte zu erneuern. Die Regeneration hat zudem noch einen anderen positiven Nebeneffekt. Danach sind wir am Arbeitsplatz produktiver und kreativer.
Die Frage um die Länge des Urlaubsanspruchs katapultiert uns in eine generelle Diskussion. Wie die 40-Stunden-Woche ist auch der Urlaubsanspruch von jährlich fünf Wochen in Österreich bereits vor Jahrzehnten eingeführt worden. Gleichzeitig wurde auch die Produktivität in den letzten 40 Jahren enorm gesteigert. Es ist daher höchste Zeit, die Balance zwischen Arbeit und frei verfügbarer Lebenszeit neu zu bestimmen. Einige Unternehmen nützen die positiven Effekte von verkürzten Arbeitszeiten schon zu ihrem Vorteil. Die eingesparten Stunden werden durch die erhöhte Effizienz mehr als ausgeglichen.
Rechtlich gesehen gibt es die 6. Urlaubswoche in Österreich bereits – ab 25 Jahren im selben Unternehmen, wobei Vordienstzeiten bei vorigen Arbeitgebern sowie Schul- und Studienzeiten im Ausmaß von maximal zwölf Jahren angerechnet werden. Vor dem Hintergrund heutiger Arbeitsrealitäten erscheint diese Regelung weltfremd. Vielmehr brauchen wir die 6. Urlaubswoche für alle Beschäftigten. Ich sehe hierbei eine Win-win-Situation: Einerseits zufriedenere Menschen, die mehr Zeit für sich selbst zur Verfügung haben, andererseits Unternehmen, die auf eine erhöhte Arbeitsleistung und gestiegene Kreativität ihrer Mitarbeiter:innen setzen können.
