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Draufgeschaut

Aus der Klimakrise rauswachsen?

Die Herkulesaufgabe des 21. Jahrhunderts ist das Abwenden einer globalen Klimakatastrophe.

Oliver Piller
28.06.2023

Auf dem Grabstein des Kapitalismus wird einmal stehen: „Zuviel war nicht genug.“ Das ist ein grund­sätzliches Problem unseres Wirtschafts­systems. Bereits ein durch­schnittliches Wirtschafts­wachstum von zwei bis drei Prozent bedeutet einen dauernd steigenden Bedarf an Ressourcen und Energie. In den Berechnungs­modellen zahlreicher Wirtschafts­wissenschaftler:innen stellt das kein Problem dar. Für den einfachen Haus­verstand jedoch schon: Unendliches Wachstum in einer endlichen Welt – das geht sich nicht aus. 



Oliver Piller, AK Wien © Christian Heiling, Jakob Fielhauer
© Christian Heiling, Jakob Fielhauer
Ein Kommentar von Oliver Piller, AK Wien

 

Die Klimakrise ist zu einem politischen Thema geworden, an dem niemand vorbeikommt. Die meisten Lösungs­vorschläge laufen allerdings entlang gewohnter Bahnen. Anstatt zu fragen, wie wir grund­sätzlich leben und wirtschaften wollen, lautet die Devise „Aus der Krise rauswachsen“. Das Mittel der Stunde sind sogenannte „grüne“ Wachstums­pakete in all ihren Variationen. Dabei handelt es sich im Kern um Markt­anreize, also Subventionen und Gesetze, die klima­freundliche Produktion profitabler machen sollen. 

Sehen wir uns das Thema Verkehr an. Das Elektroauto scheint im Vergleich zum klassischen Benzin- oder Dieselfahrzeug auf der Überholspur zu sein. Das E-Auto verbrennt keinen Treibstoff und stößt demnach kein CO2 aus. An sich eine gute Sache. Die Kehrseite der Medaille ist die energie- und ressourcenintensive Produktion der Fahrzeuge, die wiederum ganz und gar nicht umwelt­freundlich abläuft. Unterm Strich sind E-Autos ebenso wenig wie die klassischen Verbrennungs­motoren Teil der Lösung der Klimakrise. 

Wir können es aus der Klimakrise nur gemeinsam mit einem sozialen und ökologischen Umbau der Wirtschaft schaffen. Das gelingt etwa durch eine gut geplante Industriepolitik mit massiven Investitionen in Wind-, Wasser- und Solarkraftwerke. Auch der Ausbau der Bahn, sowohl beim Güter- als auch Personen­verkehr, ist definitiv notwendig. Wir können auf Branchen- und Betriebs­ebene ebenso Druck aufbauen. Zum Beispiel: Hitzefrei bei Temperaturen über 32,5 Grad Celsius für alle Beschäftigten, die im Freien arbeiten. Oder ein vom Unter­nehmen bezahltes Klimaticket, das den Umstieg vom Auto auf die Öffis fördert. Mutig in die neuen Zeiten!


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