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Mitbestimmung

ECS 2019: „Mitsprache in Österreichs Betrieben einzigartig“

Für 87 Prozent der heimischen Manager:innen ist die Kooperation mit dem Betriebsrat konstruktiv – das ergab eine neue Umfrage. In unserem Interview berichtet Bettina Stadler von der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt (FORBA) über Highlights des „European Company Survey“.
Heike Hausensteiner
31.05.2022
in diesem Artikel

    Die Studie: European Company Survey 2019

    Der European Company Survey (ECS) ist eine repräsentative Befragung, die in vielen europäischen Ländern durchgeführt wird. 2019 wurden dafür 1.010 Manager:innen in Österreich befragt. Im Fokus stehen die Themen Arbeitsorganisation, Personalmanagement, Einsatz und Entwicklung der Fähigkeiten von Beschäftigten – und natürlich die Mitbestimmung im Betrieb.


    Bettina Stadler im Interview zu den wichtigsten Umfrageergebnissen

    AKtuell: Der EU-weite European Company Survey wird regelmäßig durchgeführt. Welches ist das wichtigste Ergebnis?

    Bettina Stadler: Das ist aus unserer Sicht das positive Bild des Managements bezüglich Mitbestimmung. Das hat sich davor schon abgezeichnet, erstmals abgefragt wurde es 2013, und das hat sich 2019 bestätigt.

    Konkret gab es zwei Fragen an die Manager:innen: Einerseits wie die Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat eingeschätzt wird. Insgesamt 87 Prozent sagen, dass diese konstruktiv ist, für 13 Prozent ist sie wenig konstruktiv.

    Das widerspricht dem Bild, das oft in der Öffentlichkeit vorherrscht. Das Thema Mitbestimmung taucht in den Medien meist dann auf, wenn es zu Konflikten kommt. Tatsächlich gibt es nur in einem kleinen Ausschnitt der Unternehmen Probleme. In allen anderen Unternehmen ist die Stimmung recht gut. Das zeigt unsere Studie deutlich.


     Infografik mit Ergebnissen aus Befragung zur Einschätzung von Manager:innen bezüglich der Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat  © AK Wien
    Infografik "Zusammenarbeit Manager:innen und Betriebsrat" © AK Wien

    Ähnlich sind die Werte bei der zweiten Frage, hinsichtlich Vertrauen zwischen Management und Betriebsrat. Da sagen neun von zehn Manager:innen, dass sie dem Betriebsrat stark oder eher schon vertrauen. Das ist ein erstaunlich positives Ergebnis und widerspiegelt eine Wirklichkeit, die wir vielleicht nicht so wahrnehmen.


    "87 Prozent der Manager:innen sagen, dass die Zusammenarbeit mit dem Betriebsrat konstruktiv ist."

    Bettina Stadler, FORBA

    Neu an den Ergebnissen aus 2019 ist, weil wir das erstmals in zwei getrennten Gruppen analysiert haben: Den stärker eingebundenen Betriebsrät:innen wird mehr vertraut, als wenn der Betriebsrat weniger stark involviert ist. Dabei weiß man natürlich nicht, was zuerst war, wie beim Henne-Ei-Problem: Vertraut das Management von vornherein dem Betriebsrat? Oder ist der Betriebsrat besonders aktiv und können deshalb seine Stärken besser eingeschätzt werden?


    Die doppelte Mitbestimmung via Betriebsrat und direkt durch die Mitarbeiter:innen ist am beliebtesten. Nur 13 Prozent sagen, ein Betriebsrat würde Entscheidungen verlangsamen.

    Genau. Wir haben gesehen, dass durch einen installierten Betriebsrat automatisch die Mitarbeiter:innen stärker eingebunden sind und mehr gehört werden. Offensichtlich verstärkt das die Kultur der Mitentscheidung in Unternehmen.


    Bettina Stadler (Forba) im Interview © markuszahradnik
    © markuszahradnik
    Bettina Stadler (FORBA) über die Highlights des „European Company Survey“

    Wenn es hauptsächlich Vorteile gibt, wie mehr Mitbestimmung, Kommunikation und Innovation, warum geht dann die Zahl in Österreich zurück?

    Aus der Sicht des Managements gibt es möglicherweise Nachteile, weil zum Beispiel Probleme im Unternehmen mehr thematisiert werden; die Mitarbeiter:innen trauen sich aufgrund eines Betriebsrates diese eher anzusprechen. Das lässt sich aber nicht direkt belegen.

    Warum wir immer weniger Betriebsräte haben, liegt vermutlich daran, dass wir viele Kleinunternehmen, einen großen Dienstleistungssektor und weniger Produktion haben. Gerade höher qualifizierte Fachkräfte sind aber auch oft der Meinung, „ich brauche keinen Betriebsrat, ich regle mir das selbst“.


    Glauben Sie als Soziologin: Ist es auch ein soziales Image-Problem? Gilt ein Betriebsrat als verstaubt?

    Gerade die Pandemie hat die Vorteile des Betriebsrates aufgezeigt, etwa bei den Kurzarbeits- oder Sonderbetreuungsregelungen usw. Hier hatten Betriebsrät:innen eine wichtige Vermittlerrolle.

    Durch die geänderte Arbeitswelt, neue Arbeitsformen und zunehmende Digitalisierung sind sie zudem ständig gefordert, sich an die Herausforderungen dieser Themen anzupassen.


    Webtipp

    Tipp Symbolbild © AK Wien

    Die Studie zum Nachlesen

    Seit kurzem liegt die von FORBA durchgeführte Österreich-Auswertung des „European Company Survey 2019“ vor. Abrufbar ist die Studie mit dem Titel „Lage und Wirkung der Mitbestimmung in österreichischen Unternehmen“ unter folgendem Link: 
    Mitbestimmung im Betrieb aus Sicht der Arbeitgeber:innen | Arbeiterkammer 

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