Drei Fragen zur Unternehmenskrise © AK Wien/Lisi Specht
Unternehmenskrise

Drei Fragen zur Unternehmenskrise

Drei Fragen, drei Antworten: Wie soll sich der Betriebsrat im Fall einer Unternehmenskrise positionieren? Wer kann unterstützen? Wann und wie soll der Betriebsrat aktiv werden?

Ruth Naderer
21.11.2022
in diesem Artikel

    Wie soll sich der Betriebsrat positionieren?

    Unternehmenskrisen sind turbulente Zeiten mit großer Unsicherheit für die Beschäftigten. Oft sollen Personalkosten reduziert und Überstunden und Urlaub abgebaut werden. Manchmal geht es „nur“ um Kürzungen von Sozialleistungen. Im schlechtesten Fall drohen Kündigungen und Betriebsschließung. Der Betriebsrat ist in dieser schwierigen Zeit immer stark gefordert. Er hat eine exponierte und wichtige Rolle, egal wie er sich positioniert. Daher sollte er eine eigenständige Strategie verfolgen, wobei alles zwischen striktem Konfrontationskurs und Kooperation mit dem Management im Sinne der Beschäftigten hilfreich sein kann.


    Wer kann unterstützen?

    In Krisensituationen sollte das eigene Netzwerk aktiviert werden, um alle zur Verfügung stehenden Ressourcen zu nutzen. Der Betriebsrat sollte sich Unterstützung von allen möglichen Verbündeten holen. Das können Führungskräfte, Betriebsratskolleg:innen aus der Region oder Branche, Kolleg:innen aus Gewerkschaften und Arbeiterkammern, aber auch Kapitalvertreter:innen im Aufsichtsrat oder Politiker:innen sein.


    Wie und wann soll der Betriebsrat aktiv werden?

    Wenn dem Betriebsrat erste Krisengerüchte zu Ohren kommen, sollte er möglichst rasch umfassende Informationen von der Geschäftsführung einholen. Eine Analyse der aktuellen Situation im Sinne von „Wissen macht handlungsfähig“ ist zentral. Wie weit ist die Krise fortgeschritten? Wieviel Zeit und Spielraum gibt es für die Krisen bewältigung? Es macht in Bezug auf die konkrete Gestaltung von Personalsparmaßnahmen einen großen Unterschied, ob das Unternehmen das erste Mal Verluste schreibt oder bereits knapp vor der Zahlungsunfähigkeit steht. Wenn der Betriebsrat die Situation frühzeitig erkennt, mit allen Beteiligten umfassend kommuniziert und die Maßnahmen mitgestaltet, leistet er einen wichtigen Beitrag.

     

    Zur Person

    Ruth Naderer ist in der Arbeiterkammer Wien, Abteilung Betriebswirtschaft, beschäftigt. Als Betriebswirtin und systemische Coach ist sie in der Beratung und Ausbildung von und für Betriebsrät:innen und Arbeitnehmervertreter:innen im Aufsichtsrat tätig. Themenfelder: wirtschaftliche und strategische Mitbestimmung, Bilanzanalysen, Branchenanalysen, Aufsichtsrat, Unternehmenskrise.

     



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