Die eklatant großen Vermögensunterschiede sind allgemein bekannt. Das reichste ein Prozent der Haushalte in Österreich besitzt 40 Prozent des gesamten Nettovermögens, die unteren 50 Prozent lediglich über knapp drei Prozent. Diese Zahlen deuten auf eine erhebliche Konzentration des Vermögens bei einer kleinen Gruppe von Menschen hin. Diese Ungleichheit hat sich durch die wirtschaftlichen Auswirkungen der Covid-Pandemie nicht verbessert.
Um die dringend notwendigen Investitionen in Infrastruktur und Sozialstaat finanzieren zu können und gleichzeitig die gravierende Vermögensungleichheit ein wenig auszugleichen, braucht es Erbschafts- und Vermögenssteuern. Doch genau bei diesem Thema sind wir mit dem Beißreflex der wirtschaftsliberalen Propagandist:innen konfrontiert. Sie sind gut darin geübt, Schreckgespenster zu beschwören. Da wird auf die Großmutter verwiesen, die um ihr Sparbuch fürchten müsse oder auf den fleißigen Häuslbauer, dem der Staat sein Eigenheim vermeintlich wegnehmen will.
Die aktuell diskutierten Modelle von Erbschafts- und Vermögenssteuern sind alles andere als radikal. Beispielsweise sollen die Steuersätze bei der Vermögenssteuer zwischen 0,5 und 1 Prozent betragen und erst auf das Nettovermögen eingehoben werden, das eine Million Euro übersteigt – inklusive zahlreicher Ausnahmen. Betroffen von diesen Steuern wären demnach nur die reichsten fünf Prozent der Haushalte. Denn selbst der Wert einer Eigentumswohnung bzw. eines Hauses beträgt im Durchschnitt 372.000 Euro. Laut einer aktuellen SORA-Umfrage befürwortet eine Mehrheit der Bevölkerung die Einführung von Erbschafts- und Vermögenssteuern. Worauf also noch warten?