Spätestens mit dem Auftauchen von ChatGPT ist das Thema der Künstlichen Intelligenz (KI) einer breiteren Öffentlichkeit bewusst geworden. ChatGPT beantwortet nicht nur Fragen aller Art, sondern ist auch ein kompetenter Schreiberling, der zu jedem beliebigen Thema Texte produzieren kann. KI kommt jedoch weit darüber hinaus in der heutigen Welt zum Einsatz: Autonomes Fahren, Präzisionsarbeit in der Landwirtschaft und in Fabrikhallen, aber auch Überwachung von Mensch und Maschine sind bereits gängige Einsatzfelder.
Wer eins und eins zusammenzählt, kann sich ausrechnen, dass viele Jobs in Zukunft nicht mehr von Menschen erledigt werden. Und klar, gleichzeitig entstehen durch den vermehrten Einsatz von Maschinen und Computerprogrammen neue Arbeitsplätze. Doch unterm Strich müssten wir als Gesellschaft weniger arbeiten, um den gleichen Wohlstand zu haben wie bisher. Wie passt nun die Aussage diverser Unternehmensvertreter dazu, die da lautet: „Wir werden mehr arbeiten müssen, nicht weniger“?
Einfach ausgedrückt: Mehr menschliche Arbeit bei Reallöhnen, die nicht analog mit dem Produktivitätsfortschritt steigen, bedeutet mehr Profit für die Unternehmen. Die Frage also, wie und wofür wir KI einsetzen, ist eine gesellschaftliche Machtfrage – und damit eine Klassenfrage. Eine Arbeitszeitverkürzung bei gleichem Lohn hingegen bringt mehr Lebensqualität für alle Beschäftigten. Durch die Verkürzung der Arbeitszeit, unterstützt durch KI, können wir mehr Freizeit gewinnen. Länder experimentieren bereits erfolgreich mit Vier-Tage-Wochen und flexibleren Arbeitszeiten. Dies ermöglicht es den Menschen, ihre Arbeitszeit an persönliche Bedürfnisse anzupassen und mehr Zeit für Familie, Hobbys und persönliche Entwicklung zu haben.
Als Gesellschaft haben wir es in der Hand, wie und zu welchem Zweck wir KI nutzen wollen. Sie kann das Mittel im 21. Jahrhundert für ein gutes Leben für alle sein. Auch für mich beim Schreiben von Texten. Denn wer weiß, wie viel von dieser Kolumne schon ChatGPT geschrieben hat …