Imagebild Pflegelehre © Markus Zahradnik
Pflege

Gesund­heits­berufe: Irr­weg Pflege­lehre

Pflege­kräfte fehlen an allen Ecken und Enden. Die Regierung sieht als einen Aus­weg die Pflege­lehre. Ab Herbst 2023 sollen dazu zwei Lehr­berufe eingeführt werden, vorerst in Ober­österreich, Vorarl­berg, Tirol und Nieder­österreich. Die Bundes­arbeits­kammer lehnt die Pflege­lehre ab. 

Silvia  Rosoli
18.09.2023

Silvia Rosoli, Leiterin der Abteilung Gesundheits­beruferecht und Pflege­politik in der AK Wien, fasst für AKtuell in einem Kommentar die Gründe dafür zusammen. 

Pflege­lehre ist Irr­weg statt Aus­weg


Ab Herbst sollen die Lehrberufe Pflege­fach­assistenz und Pflege­assistenz einge­führt werden, um die Personal­not in der Gesund­heits­ver­sorgung und Lang­zeit­pflege zu lindern. Die Regierung begrün­det das mit dem Schließen der Lücke zwischen dem Pflicht­schul­abschluss und der Aus­bildung in einer Gesund­heits-­ und Kranken­pflege­schule, die erst mit 17 Jahren begonnen werden darf. Diese Lücke gibt es aber nicht mehr, da die Forderung der AK aufge­griffen wurde und im öffentlichen Schul­­wesen berufs­bildende mittlere und höhere Schulen für Pflege- und Sozial­betreuungs­berufe geschaffen wurden. Sie müssen nun österreich­­weit zügig ausgebaut werden.



Silvia Rosoli, Leiterin der Abteilung Gesundheitsberufe und Pflegepolitik in der AK Wien © Lisi Specht
© Lisi Specht
Silvia Rosoli, Leiterin der Abteilung Gesundheitsberufe und Pflegepolitik in der AK Wien

 

Die AK und der ÖGB sprechen sich strikt gegen eine Pflege­lehre aus. 15-Jährige sind zu jung, um mit den hohen psychi­schen Belas­tungen zurecht zu kommen. Kranke und pflege­bedürftige Menschen leben in einer Ausnahme­situation. Sie haben ein Recht darauf, von gut aus­gebildeten Menschen versorgt zu werden.


Was für gute Pflege notwendig ist


Die Ausbildungs­plätze an FHs für die Diplomp­flege müssen österreich­weit aus­gebaut werden, weil diese Berufs­gruppe am meisten fehlt. Praxis­anleiter:innen müssen frei­gestellt werden, um eine gute Aus­bildung zu sichern. Und für alle, die eine Aus­bildung in den Gesund­heits-­ und Sozial­berufen absolvieren, brauchen wir eine Existenz­sicherung, die sich am tat­sächlichen Lebens­bedarf orientiert. 


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Tipp Symbolbild © AK Wien

AK Stellung­nahme zu den Ver­ordnun­gen zur Pflege­lehre

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